Mainzer Sand – Ein Ausflug in die deutsche Savanne
Vor Kurzem habe ich im Buch 52 kleine und große Eskapaden in Rhein-Main* von einem Ort gelesen, der einer Savanne gleicht. Der Mainzer Sand sollte nur etwa eine halbe Stunde von der Wohnung meiner Eltern entfernt sein, aussehen wie Afrika und doch hatte ich noch nie von ihm gehört. Noch dazu handelt es sich dabei um ein in Deutschland einzigartiges Naturschutzgebiet mit zahlreichen auf der Roten Liste stehenden Pflanzen und Tieren. Also machte ich mich an einem Samstagmorgen mit meiner Kamera im Gepäck auf – wer mich kennt, weiß, dass ich Sonnenaufgänge liebe. Diesen Ort wollte ich unbedingt mit eigenen Augen erleben!
Anreise
- Mit dem Auto: Über die A66 ist Mainz sehr gut angeschlossen und zum Beispiel von Frankfurt in weniger als einer Stunde zu erreichen. Du musst im Wohngebiet schauen, wo du parken kannst, da der Mainzer Sand selbst zu einer Base der US-Army gehört und man nicht bis dorthin fahren darf.
- Mit der Bahn: Der Bahnhof Mainz-Mombach liegt zu Fuß etwas mehr als 20 Minuten entfernt. Am besten von Google Maps navigieren lassen.
- Mit dem Bus: An der Haltestelle „An der Krimm“ halten die Linien 47, 57, 62
Mainzer Sand – Das Naturschutzgebiet
Das Naturschutzgebiet Großer Sand auch schlicht als Mainzer Sand bekannt liegt zwischen den Stadtteilen Gonsenheim und Mombach. In Mombach reicht es bis an die dort beginnenden Rheinauen – ein Abschnitt des Rheins mit vielen kleinen Inseln. Der Mainzer Sand ist ein kleines, aber geoökologisch und botanisch bedeutsames Projekt. Denn hier wachsen viele seltene Pflanzen und leben seltene, teils vom Aussterben bedrohte Tiere. Einige Pflanzen gibt es deutschlandweit nur noch hier.
Das Gelände des Mainzer Sand hat nur 127 Hektar und ist damit relativ klein. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass ich es in etwa einer halben Stunde umrunden konnte.
Entstehung des Mainzer Sands
Die Entstehung des Mainzer Sands nahm vor etwa 18.000 Jahren während der letzten Eiszeit ihren Lauf. Der Rhein führte allgemein wenig Wasser, weil dieses in Schnee und Eis gebunden war. Während der kurzen Phasen des Hochsommers wurde von den bereits erwähnten Rheinauen Sand zu bis zu 10 Meter hohen Dünen angeweht. Als dann vor etwa 11.000 Jahren die Eiszeit endet und sich die Eismassen zurückbildeten, entstand zunächst eine Tundra-artige Vegetation ohne Bäume. Je wärmer es dann wurde, desto stärker entwickelte sich die Umgebung zu einer Art Steppe. Dieses Dünengebiet reichte ursprünglich von Ingelheim über Mainz / Frankfurt bis nach Heidelberg. Heute sind mehr oder weniger nur noch der Große Sand und der Lennebergwald mit der Steppenvegetation übrig.
Heutige Nutzung
Bereits 1939 wurde das Kerngebiet des Mainzer Sands zum Naturschutzgebiet erklärt. 1997 wurde das Naturschutzgebiet um die militärisch genutzten Teile erweitert und im Folgenden dann auch um das Mombacher Oberfeld.
Die militärische Nutzung geht bis ins Jahr 1798 zurück. Zunächst nutzten französische Truppen während der Ersten Französischen Republik von 1799 bis 1804 und des Ersten Französischen Kaiserreichs von 1804 bis 1814 den Mainzer Sand. Später übernahmen preußische und österreichische Truppen. Da das Gelände als Artillerieübungsplatz verwendet wurde, wurden Bäume gefällt und große Büsche entfernt. Während des Zweiten Weltkrieges nutzte die Wehrmacht das Gebiet und danach französische und amerikanische Truppen.
Auch heute sind einige Teile noch in militärischer Nutzung. Die US-Army hat hier ein offizielles Trainingsgebiet.
Wie du siehst: Das Militär hat sich hier richtig ausgetobt und ist sogar noch dabei.
1966 wurde die Bundesautobahn 643 gebaut. Diese teilt den Mainzer Sand in zwei Abschnitte. Das ursprüngliche Naturschutzgebiet befindet sich östlich der Autobahn. 2013 wurde bekannt gegeben, dass ein Ausbau der Autobahn geplant sei. Dagegen kämpfen nun Bürger, verschiedene Naturschutzorganisationen und das Bündnis „Nix in den (Mainzer) Sand setzen“.
Flora und Fauna
Die Wärme und Trockenheit im Mainzer Sand, die sonst für Deutschland eher untypisch ist, hat zu einem einzigartigen Mikroklima geführt und hier eine eigene Vegetation mit seltenen Steppenpflanzen erhalten. Eigentlich sind diese Pflanzen eher in der ungarischen Puszta und in den eurasischen Steppen angesiedelt. Daher ist das Naturschutzgebiet in ganz Deutschland von Bedeutung.
Einige der seltenen Pflanzen sind die Sand-Silberscharte, das Adonisröschen, die Küchenschelle, das blaugrüne Schillergras, das Nadelröschen, die Sand-Lotwurz, die Sandradmelde und die Schwarzwurzel. Das sind nur einige der Beispiele der Pflanzen im Mainzer Sand, die auf den Roten Listen von Rheinland-Pfalz, Deutschland und sogar Europa stehen.
In der Tierwelt lässt sich ähnliches beobachten. Hier leben Tiere, die laut der Roten Listen gefährdet oder sogar stark gefährdet sind. Dazu zählen Vogelarten wie der Wiekopf oder Krötenarten wie die Kreuz- und Wechselkröte. Leider hat die mutwillige Zerstörung eines Tümpels im Bereich des Truppenübungsplatzes zu einer Dezimierung des Bestandes geführt. Auch Schnecken, Insekten und Schmetterlinge geschützter Arten gibt es hier.
Der Informationsweg
Im Rahmen des EU-LIFE Naturschutzprojekts „Wiederherstellung und Erhalt von Trockenrasen in Rheinland-Pfalz“ wurde mit der Stiftung „Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz“ ein Informationspfad durch den Mainzer Sand angelegt. Der Weg ist deutlich erkennbar markiert und Schilder weisen darauf hin, dass man darauf bleiben muss, um den Mainzer Sand nicht zu zerstören.
Es gibt acht Informationstafeln, die auf Besonderheiten der Landschaft hinweisen und Erklärungen zu Flora und Fauna, dem Klima oder der Entstehungsgeschichte geben.
Der Weg ist wirklich gut zu erkennen, sodass du eigentlich keine App brauchst, um ihm zu folgen. Ich würde dir raten, einfach nach Gefühl zu spazieren und diese ungewöhnlich Landschaft auf dich wirken zu lassen.
Weitere Ausflugsziele in der Nähe
Wenn du gerne wandern gehst und andere Regionen erkunden willst, kann ich empfehlen, dir den Odenwald, den Spessart oder den Taunus anzuschauen. Zu diesen Regionen werden mehr Blogposts folgen.
Solltest du einen Städtetrip in diesem Teil Deutschlands machen wollen, lege ich dir die folgenden Städte ans Herz:
- Das Felsenmeer: Das Felsenmeer ist das Wahrzeichen des Odenwalds. Hier haben sich nach der letzten Eiszeit angesammelte Steine in Bewegung gesetzt und eine einzigartige Sehenswürdigkeit erschaffen. Ein Meer aus Felsen, um das sich nun Sagen und Mythen ranken. Es ist ein faszinierender Ort, der auch noch ein tolles Ausflugsziel mit Muskelkatergarantie ist!
- Lohr am Main: Das erste Mal wurde Lohr am Main 1295 urkundlich erwähnt und ist allgemein als Schneewittchenstadt bekannt. Dass das Mädchen, das wegen ihrer Schönheit getötet werden sollte, Lohrerin war, ist zwar nicht belegt, jedoch durchaus möglich. Die Gebrüder Grimm lebten unweit von Aschaffenburg, in Hanau, und auf ihrem Weg Richtung Bremen kamen sie auch im Spessart vorbei, sodass sie von der Stadt Lohr inspiriert worden sein könnten.
- Aschaffenburg: Aschaffenburg trägt den Beinamen Tor zum Spessart. Neben den (zum Teil sehr fotogenen) Sehenswürdigkeiten wie dem Aschaffenburger Schloss, die die Stadt selbst zu bieten hat, bist du von hier außerdem flugs im Wald und kannst dich auf vielen Wanderwegen austoben.
- Mannheim: Die Quadratestadt ist zu jeder Zeit einen Besuch wert. Ob drinnen oder draußen, hier gibt es immer was zu tun oder zu erleben.
- Michelstadt: Die historische Altstadt mit dem bekannten Rathaus und den Fachwerkhäusern ist einfach zauberhaft. Mein Tipp: Mach eine Fototour zum Sonnenaufgang, wenn du die Kopfsteinpflasterstraßen ganz für dich allein hast! In der Nähe von Michelstadt gibt es unheimlich viele Wanderwege, sodass dir sicher nicht langweilig wird.
Meine Ausstattung
Unterwegs auf meinen Touren bin ich vor allem mit Kleidung und Equipment von Decathlon*. Meine Wanderschuhe sind beispielsweise diese hier: Wasserdichte halbhohe Wanderschuhe*. Generell empfehle ich dir, falls du regelmäßig Wanderungen oder Outdoor-Touren unternimmst, dir ein paar entsprechende Kleidungsstücke und Schuhe zuzulegen. Im Notfall reichen aber auch normale Turnschuhe, solange diese dir guten Halt bieten und du damit klarkommst, wenn sie gegebenenfalls dreckig werden. Das kann bei Wanderungen wie der in der Margarethenschlucht schneller passieren, als du gucken kannst.
Ich würde dir außerdem Schutz für dein Handy empfehlen. Ich habe mir einen schönen Kratzer eingefangen, als ich in der Margarethenschlucht unterwegs war. Und das, obwohl mein Handy weder runtergefallen noch irgendwo angestoßen ist. Zumindest nicht bewusst. Daher habe ich nun mit einer Outdoorhülle vorgesorgt: Outdoor Case iPhone*.
Meine Fotos mache ich übrigens mit einer Sony Alpha 6600*. Ich wechsle meistens zwischen meinen zwei Lieblingsobjektiven: einem 10-18mm Weitwinkelobjektiv* und einer 30mm Festbrennweite*. Falls du dich schon gewundert hast, wie ich Fotos von mir mache, obwohl ich viel allein unterwegs bin: Ich habe ein Rollei Stativ*.
Mein Fazit
Ich war absolut beeindruckt vom Mainzer Sand. In anderen Blogposts hatte ich gelesen, dass man die Autobahn, die Häuser und die Strommasten ausblenden müsse. Aber ich fand das gar nicht schwer und mir kam es so vor, als hätte ich mich in eine andere, ferne Welt gebeamt.
Daher habe ich auch ausnahmsweise mal ein persönliches Anliegen: Wenn du den Mainzer Sand genauso faszinierend findest wie ich, schau doch mal, was es für Pflegeprojekte gibt und ob du eines davon unterstützen kannst. Ich selbst werde definitiv mal an einem der Termine vorbeischauen.
Und bestimmt komme ich nochmal zum Fotografieren wieder! Das nächste Mal vielleicht eher zum Sonnenuntergang. Aber ganz bestimmt bin ich wieder da, wenn ich ein geeignetes Objektiv habe, um die Pflanzen- und Tierwelt vor die Linse zu bekommen!
Kennst du den Mainzer Sand? Warst du vielleicht sogar schon einmal dort? Dann berichte mir davon in den Kommentaren!
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Hallo liebe Barbara,
ich bin gerade auf deinem Blog gelandet und freue mich riesig, dass du durch meinen Eskapaden-Band auf den Mainzer Sand gestoßen bist – und mein Buch sogar erwähnst. :) Ganz lieben Dank!
Schön, dass es dir auch so gut gefallen hat, an diesem einzigartigen Ort.
Liebe Grüße aus Mainz,
Sarah
Hallo liebe Sarah,
ich hab ihn als Beispiel bekommen, als ich letztes Jahr den Eskapaden-Band über den Odenwald und Spessart geschrieben habe. Seitdem habe ich dein Buch auch ganz oft empfohlen :) Vielleicht findest du meins ja auch interessant. Es kommt im Juni raus.
Ganz liebe Grüße aus Bad Soden
Barbara