Grube Messel – Auf Zeitreise mit Fossilien
Die Grube Messel übt eine ungemeine Faszination aus. Fossilien, 48 Millionen Jahre Erdgeschichte, Grabungen, etc. All das sind Dinge, die man nicht gerade bei uns in Deutschland vermutet. Und doch liegt das Gute manchmal so nah: Nämlich gleich um die Ecke von Darmstadt im schönen Südhessen. Denn hier kannst du all das entdecken. Du kannst auf der Aussichtsplattform deinen Blick über die Grube schweifen lassen, die so ruhig da liegt. Du kannst dich im Besucherzentrum informieren und sogar in einen virtuellen Aufzug steigen, der dich virtuell durch das Bohrloch in die Tiefe bringt und auf Zeitreise schickt. Oder du machst eine Führung durch die Grube selbst.
Obwohl ich von der Grube Messel wusste, habe ich es erst dieses Jahr hierher geschafft. Was ich dort erfahren habe, habe ich dir hier zusammengefasst:
Anfahrt
- Mit dem Auto: Die Grube Messel ist mit dem Auto sehr gut zu erreichen. Sie liegt nahe der Ausfahrt Darmstadt Weiterstadt auf der A5. Die Adresse lautet Roßdörfer Str. 108 in 64409 Messel. Der Parkplatz am Besucherzentrum ist groß genug und da man sich für eine Tour vorher anmelden muss, sollte es wirklich keine Platzprobleme geben.
- Mit der Bahn: Mit der Bahnlinie 75 bis zum Bahnhof Messel. Von dort ist ein Fußweg von etwa zwei Kilometern bis zum Besucherzentrum der Grube Messel bzw. mit der Buslinie, die nun folgt.
- Mit dem Bus: Mit dem Bus der F/U Linie von Darmstadt (oder eben vom Bahnhof Messel) bis zur Haltestelle „Grube Messel – Besucherzentrum Grube Messel“ an der Landesstraße 3317. Von dort sind es noch etwa 500 Meter, die du zu Fuß zurücklegen musst.
Die Grube Messel
Die Grube Messel hat eine Geschichte, die über 150 Jahre zurückreicht. Und zwar noch in eine Zeit, in der nicht klar war, welchen Schatz sie birgt.
Anfänge und Bergbau
Die Geschichte der Grube Messel beginnt mit der Errichtung einer Raseneisenerzgrube im Jahre 1859. Zunächst wurde Erz abgebaut, dann Braunkohle und dann Ölschiefer, auf den man nach einiger Zeit stieß. Dieser wurde dann von der extra gegründeten Gewerkschaft Messel verschwelt, was nötig war, um daraus Erdöl zu gewinnen. Bis 1971, dem Jahr der Schließung der Grube, lag der Fokus auf dem Abbau von Ölschiefer. Die Grube wurde geschlossen, weil die Mineralölgewinnung zunehmend unrentabel wurde und so kein Ölschiefer mehr gebraucht wurde.
Zwischenzeitlich wurden bei den Abbauarbeiten jedoch bereits immer wieder Fossilien gefunden.
Mülldeponie vs. Grabungsstätte
Zufällig wurde zu der Zeit, in der der Abbau des Ölschiefers bereits unrentabel war, ein Standort für eine Mülldeponie in Südhessen gesucht. Die Grube Messel erfüllte alle Kriterien und da zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, welchen Stellenwert und welchen Umfang die Fossilienfunde haben, fiel die Wahl schnell. Das hätte auch automatisch zum Ende der Grabungen geführt. Als dann nach dem Ende des Abbaus jedoch bei privaten Grabungen von Fossiliensammlern immer mehr Funde gemacht wurden, ging einigen Wissenschaftler auf, was sie da für einen unfassbaren Schatz direkt vor der Nase hatten.
Das Senkenberg Forschungsinstitut schaltete sich ein und es kam zu wissenschaftlichen Arbeiten, die die Bedeutung der Grube Messel unterstrichen. Was folgte, war ein 20jähriger Kampf auf bürokratischer wie politischer Ebene.
UNESCO Welterbe Grube Messel
Am Ende kaufte das Land Hessen die Grube für über 30 Millionen Mark und übertrug der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft den Betrieb. Seitdem wird dort offiziell und zu wissenschaftlichen Zwecken Ölschiefer abgebaut. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kultur reichte dann 1994 den Antrag zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste ein, da mittlerweile klar geworden war, welch unschätzbaren Wert die Grube für die Wissenschaft hat. Sie ist weltweit einzigartig. So war es nicht verwunderlich, dass dem Antrag im Folgejahr stattgegeben wurde und die Grube Messel zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde.
Die Aussichtsplattform am Südhang wurde 1997 errichtet und mit ihr wurde der Führungsbetrieb in der Grube aufgenommen. Das Besucherzentrum folgte erst 13 Jahre später.
Auf Zeitreise
Die Fossilienfunde in der Grube Messel erlauben uns einen außergewöhnlichen Blick in die vergangenen 48 Millionen Jahre. Sie umfassen ein breites Spektrum von Pflanzen und Tieren. So wurden zum Beispiel 200 Pflanzenarten und mehr als 30 Gattungen von Säugetieren fossilisiert gefunden. Einige Arten konnten sogar erst durch die Fossilienfunde in der Grube Messel genauer beschrieben werden.
Die Erhaltung im Ölschiefer ist unglaublich gut. So gut, dass teilweise Mageninhalte festgestellt werden konnten, wodurch Rückschlüssen auf die Ernährung gezogen werden konnten. Bei Insekten sind sogar die Adern in den Flügeln erkennbar oder die Färbung des Panzers. Normalerweise gehen solche Details verloren, wenn etwas zu einem Fossil wird. Aber in der Grube Messel ist der Zustand einzigartig gut.
Allerdings gibt es ein Konservierungsproblem. Denn der weiche Ölschiefer reißt enorm schnell, sobald er trocknet. Dann wird er blättrig und zerbröselt. Seit den 60er Jahren ist es zum Glück möglich, die Fossilien auf Kunstharz umzubetten und so zu retten. Andernfalls müssten sie dauerhaft in einer Flüssigkeit gelagert werden, was zu Vorführungszwecken bei Führungen auch getan wird.
Hier einige Eindrücke der Fossilien, die du bei der Führung gezeigt bekommst. Das erste Bild zeigt fossilisierte Exkremente und das zweite Bild sind Fotos von Fossilien. Beim letzten Bild siehst du deutlich, dass der Ölschiefer noch nass ist.
Das Besucherzentrum der Grube Messel
2003 kam die Frage auf, wie sich die Grube Messel präsentieren solle. Zudem gab es zahlreiche Besucher und diesen wollte man natürlich gerecht werden. Ein Museum passte jedoch nicht hierher, das war allen klar. Das Land Hessen stellte also einen Plan auf und versucht ein neues, passendes Konzept zu erstellen. Das Ergebnis ist eine Begegnungs- und Austauschstätte zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Das Besucherzentrum gewährt einen Blick in die 48 Millionen Jahre Erdgeschichte, die uns durch die Grube Messel eröffnet werden.
Hier findest du alle deine Fragen beantwortet und neben Informationstafeln und Ausstellungsstücken auch einem Aufzug, der dich auf eine Zeitreise in die Tiefe mitnimmt – der Aufzug fährt nämlich virtuell in das Bohrloch, das uns die vergangene Welt wiederbelebt hat. Hier einige Eindrücke aus dem Besucherzentrum der Grube Messel:
Führungen
Natürlich kannst du dir all das auch mit eigenen Augen ansehen. Führungen finden regelmäßig statt, müssen aber online auf der Website der Grube Messel gebucht werden: Führungen in der Grube Messel.
Die Führungen finden für gewöhnlich zu Fuß statt und dauern ab 1,5 Stunden. Du solltest unbedingt feste Schuhe mitbringen und je nach Wetter auch Sonnenschutz dabei haben. Die Grube ist ein wahrer Kessel, in dem die Sonne nur so brennt. Ich als halbe Sizilianerin habe mich da heimisch gefühlt. Aber der normale Mitteleuropäer kommt mit der Hitze und der prallen Sonne nicht so gut klar. Mütze, Sonnencreme und eventuell lange Kleidung, um dich zu schützen, sind als ratsam.
Bei einigen Touren sind auch Führungen durch das Besucherzentrum inbegriffen. Andernfalls kannst du auch so ein Ticket (mit oder ohne Führung) fürs Besucherzentrum buchen: Tickets Grube Messel.
Wenn du nur mal gucken magst, kannst du auch einfach auf die Aussichtsplattform am Südhang. Sie ist frei zugänglich und du benötigst kein Ticket, um einen Blick von dort in die Grube zu werfen.
Weitere Ausflugsziele in der Nähe
Mit einem Besuch in der Grube Messel lässt sich wunderbar eine Wanderung zum Jagdschloss Kranichstein verbinden. Der Rundweg hat eine Länge von 16 Kilometern und auch wenn die Grube Messel nicht auf dem Weg liegt, ist es nur ein kleiner Umweg. Ich bin die Runde für dich gegangen und du kannst hier die GPX-Daten meiner Tour bei Komoot runterladen: Kranichsteiner Waldweg in abgewandelter Form.
Wenn du gerne wandern gehst und andere Regionen erkunden willst, kann ich empfehlen, dir die Pfalz, den Spessart oder den Taunus anzuschauen. Zu diesen Regionen werden weitere Blogposts folgen.
Solltest du einen Städtetrip in diesem Teil Deutschlands machen wollen, lege ich dir die folgenden Städte ans Herz:
- Aschaffenburg: Aschaffenburg trägt den Beinamen Tor zum Spessart. Neben den (zum Teil sehr fotogenen) Sehenswürdigkeiten wie dem Aschaffenburger Schloss, die die Stadt selbst zu bieten hat, bist du von hier außerdem flugs im Wald und kannst dich auf vielen Wanderwegen austoben.
- Heidelberg: Heidelberg liegt direkt am Neckar und bietet mit dem Fluss, der Altstadt und dem Schloss auf dem Berg eine malerische Kulisse. Auch hier findest du die ideale Mischung aus Stadt und Land.
- Lohr am Main: Das erste Mal wurde Lohr am Main 1295 urkundlich erwähnt und ist allgemein als Schneewittchenstadt bekannt. Dass das Mädchen, das wegen ihrer Schönheit getötet werden sollte, Lohrerin war, ist zwar nicht belegt, jedoch durchaus möglich. Die Gebrüder Grimm lebten unweit von Aschaffenburg, in Hanau, und auf ihrem Weg Richtung Bremen kamen sie auch im Spessart vorbei, sodass sie von der Stadt Lohr inspiriert worden sein könnten.
- Mannheim: Die Quadratestadt ist zu jeder Zeit einen Besuch wert. Ob drinnen oder draußen, hier gibt es immer was zu tun oder zu erleben.
- Michelstadt: Die historische Altstadt mit dem bekannten Rathaus und den Fachwerkhäusern ist einfach zauberhaft. Mein Tipp: Mach eine Fototour zum Sonnenaufgang, wenn du die Kopfsteinpflasterstraßen ganz für dich allein hast! In der Nähe von Michelstadt gibt es unheimlich viele Wanderwege, sodass dir sicher nicht langweilig wird.
- Miltenberg: Die Kleinstadt in Unterfranken liegt zwischen Odenwald und Spessart und ist ein wahres Kleinod. Die Altstadt ist malerisch und sogar Startpunkt mehrerer Wanderwege. Die Mildenburg und das Museum der Stadt Miltenberg bietet den Kulturinteressierten unter uns die Möglichkeit, ihren Wissensdurst zu löschen.
Meine Ausstattung
Unterwegs auf meinen Touren bin ich vor allem mit Kleidung und Equipment von Decathlon*. Meine Wanderschuhe sind beispielsweise diese hier: Wasserdichte halbhohe Wanderschuhe*. Generell empfehle ich dir, falls du regelmäßig Wanderungen oder Outdoor-Touren unternimmst, dir ein paar entsprechende Kleidungsstücke und Schuhe zuzulegen. Im Notfall reichen aber auch normale Turnschuhe, solange diese dir guten Halt bieten und du damit klarkommst, wenn sie gegebenenfalls dreckig werden. Das kann bei Wanderungen wie der in der Margarethenschlucht schneller passieren, als du gucken kannst.
Ich würde dir außerdem Schutz für dein Handy empfehlen. Ich habe mir einen schönen Kratzer eingefangen, als ich in der Margarethenschlucht unterwegs war. Und das, obwohl mein Handy weder runtergefallen noch irgendwo angestoßen ist. Zumindest nicht bewusst. Daher habe ich nun mit einer Outdoorhülle vorgesorgt: Outdoor Case iPhone*.
Meine Fotos mache ich übrigens mit einer Sony Alpha 6600*. Ich wechsle meistens zwischen meinen zwei Lieblingsobjektiven: einem 10-18mm Weitwinkelobjektiv* und einer 30mm Festbrennweite*. Falls du dich schon gewundert hast, wie ich Fotos von mir mache, obwohl ich viel allein unterwegs bin: Ich habe ein Rollei Stativ*.
Mein Fazit
Die Grube Messel ist ein spannender Ort für alle, die sich auf eine Zeitreise durch die Erdgeschichte einlassen wollen. Ich gebe zu, das Thema ist nicht immer greifbar und vieles ist schwer vorstellbar. Sei es von der technischen und wissenschaftlichen Seite oder einfach in der Vorstellung einer so völlig anderen Mensch in einer Zeit vor dem Homo Sapiens. Meine Vorstellungskraft wurde in jedem Fall auf die Probe gestellt.
Dennoch war der Besuch in der Grube Messel für mich ein einzigartiges Erlebnis. Klar, so etwas gibt es ja nirgendwo sonst auf der Welt!
Warst du schon einmal in der Grube Messel? Berichte mir davon in den Kommentaren!
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