Während meiner achtmonatigen Reise bin ich unter anderem in Sri Lanka gewesen. Eine Etappe war dabei der Adams Peak – ein Berg mit einem Pilgerweg im Herzen des Landes. Wenn du übrigens nach mehr Infos zu diesem wunderschönen Land suchst und am liebsten Tipps von einem Local bekommst, schau doch mal bei Sri Lanka Travel Buddy rein! Mani steht dir gerne mit Rat und Tat zu seiner Heimat beiseite.
Location des Adams Peak und Anreise
Der Adams Peak (oder buddhistisch Sri Pada bzw. hinduistisch Shiva padam) ist ein Berg im südlichen Hochland von Sri Lanka, auf den ein Pilgerweg hinaufführt. Dieser zieht über das gesamte Jahr Gläubige aus Sri Lanka an. Wirklich viele Pilger triffst du hier in der Hauptsaison zwischen Dezember und Mai. Außerhalb der Saison ist Monsunzeit und der Aufstieg kann durch Regenfälle und starke Winde gefährlich werden. 
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Man kommt ganz einfach mit dem Zug aus Kandy oder Nuwara Eliya in das Dorf Hatton, von wo aus du entweder mit dem öffentlichen Bus (für 70 Rupien bzw. etwa 50 Eurocent) oder mit dem Tuk Tuk (für 1.500 Rupien bzw. etwa 10 Euro) innerhalb von etwas mehr als einer Stunde in dem kleinen Dorf Delhouse (oder auch Delhousie geschrieben) bist.
Dies liegt direkt am Fuße des Berges und besteht eigentlich aus nichts anderem als Guest Houses und Hotels. Ich bin in dem Resort White House (da ich außerhalb der Saison dort war, habe ich nur etwa 1.500 Rupien, also 10 Euro pro Nacht bezahlt) untergekommen, das sehr idyllisch an einem Fluss lag, in dem man sogar baden konnte. Die Zimmer waren zwar klein und etwas muffelig und feucht, aber völlig in Ordnung für die wenigen Nächten und ganz gut gelegen, um den Adams Peak zu begehen.
Die Tradition
Da im Juni Nebensaison ist, war es wie ausgestorben. Im Resort waren wir fünf Traveler. Insgesamt waren im Dorf etwa 20 Menschen, die in der Nacht den Pilgerweg laufen wollten. In der Nacht? Ja, genau! Man läuft traditionell gegen 2 Uhr morgens los und ist dann pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel. Jetzt denkst du bestimmt, dass sich das ziemlich easy anhört. Wäre es wahrscheinlich, wenn der Pilgerweg nicht fast 7000 Stufen hätte, die nicht mal im Zick-Zack nach oben führen, sondern mehr oder weniger steil nach oben gehen. Im Durchschnitt braucht man 2,5 Stunden für den Weg. Am Ende befindet man sich auf 2243 m. Während der Hauptsaison ist der gesamte Weg angeblich hell erleuchtet und am Rande warten Teehäuser und Mini-Supermärkte. Sowohl auf dem Weg als auch auf dem Gipfel scheint so richtig was los zu sein! Nicht so in der Nebensaison:
Meine Story zum Adams Peak
Der Koch aus meinem Resort stand um 2 Uhr auf, um uns – es ist noch ein anderes Mädchen gelaufen – Sandwichs für den Weg zu machen. Da sagte er plötzlich, dass zwei Mädchen allein außerhalb der Saison nicht laufen sollten. Es sei viel gefährlich, weil der Weg nicht beleuchtet sei und momentan viele Tiere wie Wildschweine (er grunzte nur, weil er das Wort nicht kannte) unterwegs seien. Er wollte uns begleiten. Wir schauten uns kurz an und zuckten mit den Schultern. Wenn er unbedingt wollte, sollte er mitkommen. Er brauchte fast eine Stunde, um die Sandwichs zu bereiten und sich danach fertig zu machen. Also liefen wir um kurz vor 3 Uhr los, nicht um 2 Uhr. Ich war schon ziemlich nervös. Erstens wusste ich, dass ich nicht fit genug für so einen Weg war und zweitens bekam ich jetzt durch die Verspätung noch Zeitdruck. Den Sonnenaufgang vom Gipfel des Adams Peak wollte ich nämlich ungern verpassen, aber jetzt hatte ich nur noch drei statt vier Stunden Zeit.
Der Aufstieg auf den Adams Peak beginnt
Wir liefen los und trugen uns am Eingang in die Bücher ein.
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Nicht mal 20 Minuten später trennte sich das andere Mädchen von uns. Sie war einfach schneller und war schon genervt, weil ich so langsam war. Nach einer Minute war sie in der Dunkelheit außer Sichtweite und ich war mit dem Koch allein.
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Er war wirklich nett und versuchte, sich mit mir zu unterhalten. Aber sein Vokabular war mehr als begrenzt und ich verstand bestenfalls 20% von dem, was er mir erzählte. Außerdem war ich bald schon außer Atem und konnte sowieso nicht mehr antworten.
Pilgern um zu meditieren?
Ich fragte mich zudem, ob der Sinn eines Pilgerweges nicht auch darin liegt, mit sich und seinen Gedanken allein zu sein und den Aufstieg als eine Art Meditation zu sehen. Nun… Er sah das wohl nicht so. Zu Beginn gab es ein paar kleinere Tempel, an denen Mönche standen. Er unterhielt sich mit jedem einzelnen, denn er war mit ihnen befreundet.
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Bald kamen wir an einer Art Bar vorbei. Er bestand darauf, dass wir uns kurz hinsetzen und was bei seinem Freund aßen und tranken. Ich hatte kein Geld dabei und sagte ihm das. „Kein Problem. Ich zahle“, sagte er. Gut, wenn er unbedingt möchte…
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Es war schon nach 4 Uhr, als wir weiterliefen. Ich schaute immer wieder auf die Uhr und überlegte, ob ich überhaupt noch eine Chance hätte, den Sonnenaufgang vom Gipfel des Adams Peak zu sehen. Dann kamen die steilen Stufen. Bis zu diesem Punkt waren es eher flache, einfach zu laufende Treppen gewesen. Mit einem Mal änderte sich das. Ich musste immer wieder kurze Pausen machen und wurde immer langsamer machen.
Der Sonnenaufgang
Nach und nach konnte ich die Umrisse der Bäume ausmachen. Es wurde hell.
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Ich wollte mich beeilen und meinen Körper dazu zwingen, einfach weiterzugehen, obwohl meine Muskeln brannten. Aber der Koch bestand darauf, dass wir regelmäßig Pausen einlegten, denn er sah, dass ich wirklich mit mir kämpfte. So wurde es immer heller, bis plötzlich die Sonne aufging. Immerhin hatte ich den Sonnenaufgang gesehen. Oft ist der Gipfel nämlich in Wolken, sodass man ihn vom Gipfel des Adams Peak nämlich nicht sieht. Ich sah keine Wolken, sondern nur ein etwas vernebeltes Tal, das in den ersten Sonnenstrahlen leuchtete.
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Wir liefen weiter. Den Gipfel wollte ich schließlich trotzdem erreichen. Dann kam mir der erste Traveller entgegen, der auf dem Rückweg war. Das war mehr als demotivierend und ich konnte ihm kaum ins Gesicht sehen. Es war mir richtig peinlich. Dann kamen immer mehr. Ich fragte, wie weit es noch sei und verfiel fast in Schockstarre, als die Antwort „Nur noch 20 Minuten“ lautete. Dann kam auch das Mädchen herunter, mit dem ich losgelaufen war. Es war mir so peinlich. Aber als sie mir sagte, dass sie den Sonnenaufgang nicht gesehen habe, weil oben alles bewölkt war, sagte ich mit einem schelmischen Lächeln: „Deswegen bin ich so langsam gelaufen… Ich habe ihn nämlich gesehen, weil ich noch unter der Wolkendecke war!“ Die letzten Meter waren die Hölle. Ich sah den Gipfel und hatte das Gefühl, er sei so weit entfernt, dass ich ihn niemals erreichen würde. Ich wollte aufgeben. Meine Beine wollten, dass ich aufgebe. Meine Lunge wollte, dass ich aufgebe.
Der Gipfel
Aber ich gab nicht auf, sondern kam gegen 7 Uhr, 30 Minuten nach Sonnenaufgang oben an.
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Ich war so müde und mir tat so sehr alles weh, dass ich mich nicht freuen konnte. Die Schönheit um mich herum nahm ich gar nicht wahr. Ich machte mein Vlog, schoss ein paar Fotos und machte mich direkt auf den Rückweg.
Hier geht es zu dem Vlog auf Youtube: Gruß vom Adams Peak!
Der Rückweg vom Adams Peak
Der Rückweg war noch schlimmer als der Weg hinauf.
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Meine Beine waren wie Pudding und ich hielt mich an allem fest, was ich fassen konnte, weil ich Angst hatte, dass mir meine Beine einfach den Dienst versagen würden. Hinzu kam, dass nun mein Knöchel wieder schmerzte. Bergab zu laufen, war wohl doch viel anstrengender für den Fuß. Also ging ich immer mit dem linken Fuß voran und humpelte so drei Stunden lang die 7000 Stufen hinab. Ungläubig starrte ich die Männer an – jung wie alt – die Säcke auf den Berg rauftrugen. Für einen Hungerlohn liefen sie die Strecke, die gerade an meinen letzten Kräften zehrte, zweimal am Tag!
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Zwischendurch versuchte ich mich auf die idyllische Umgebung zu konzentrieren. Um mich herum war alles saftig grün und ich hörte die Wasserfälle in der Ferne plätschern. Den ein oder anderen bekam ich auch zu Gesicht.
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Wir hielten wieder bei der Bar und diesmal blieben wir auch länger bei einem der Mönche. Ich schlief fast auf dem Stuhl ein und konnte kaum aufstehen, als wir weitergingen.
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Unten angekommen, sah ich die Buden, die zur Hochsaison wohl für leibliches Wohl sorgen. Auf dem Hinweg war es so stockdunkel, dass ich sie nicht wahrgenommen hatte.
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Ich glaube, es war 10 Uhr, als ich zurück im Resort war, und tot müde ins Bett fiel, nachdem ich meine Beine ganz dick mit Tiger Balm eingeschmiert habe. Das sollte angeblich helfen. Dennoch konnte ich drei Tage kaum laufen.