Artenara – Von Höhlen in den Bergen und langen Wanderungen
„Wenn du mal in Gran Canaria bist, melde dich und ich zeige dir Artenara!“
Von dem 1.200-Seelen-Dorf in den Bergen der Kanareninsel Gran Canaria hatte ich zuvor noch nie was gehört. Die Einladung wollte ich jedoch nicht ausschlagen.
Am frühen Morgen wurde ich in Las Palmas abgeholt. Über reisekrank machende Serpentinen ging es fast eine Stunde lang nach und nach immer weiter nach oben. Ich wagte zwar den ein oder anderen Blick zur Seite, hielt aber meine Augen möglichst geradeaus. Kurz vor unserer Ankunft machten wir einen Photo Stop, der mich ahnen ließ, welch wunderbare Aussicht auf mich warten würde.
Cuevas del Caballero von Artenara
Nach einer kurzen Erfrischung ging es im Jeep zu den Cuevas del Caballero. Dieses Höhlensystem besteht aus insgesamt zwölf Höhlen – teils natürlich, teils künstlich. Diese wurden über die Jahre hinweg von Schäfern aufgesucht und als Bleibe genutzt, sodass nahezu alle archäologischen Überreste verschwunden sind.
Der Tour Guide erzählt, dass diese Höhlen wahrscheinlich einmal wichtige Orte gewesen seien. Dies erkennt man vor allem an Einkerbungen in Form von umgedrehten, nach oben offenen Dreiecken. Diese sind das Symbol für die weibliche Göttlichkeit, Weiblichkeit allgemein sowie Fruchtbarkeit, da sie die weiblichen Genitalien darstellen sollen.
Ich war also an einem magischen Ort!
Leider weiß man bis heute nicht, was genau in diesen Höhlen geschehen ist.
Nach einiger Zeit machten wir uns auf den Rückweg nach Artenara. Diesmal zu Fuß! Das Wetter war fantastisch und ich bereute es keine Sekunde, mich gegen den Jeep und für die kurze Wanderung entschieden zu haben.
Wir waren knapp zwei Stunden unterwegs. Es dauerte aber sicher länger, weil die Aussicht viel zu schön, als dass ich ohne an jeder zweiten Ecke stehen zu bleiben, hätte runterlaufen können.
Zurück in Artenara ging es ins örtliche Museum.
Die gesamte Umgebung ist bekannt für ihre Höhlen und das Museum zeigt, wie man vor vielen Jahrzehnten in diesen gelebt hat.
Die Menschen verdienten meist mit einfachen Berufen ihren Lebensunterhalt: Die Männer als Schäfer, die Frauen als Weberinnen oder Töpferinnen.
Normalerweise kann man die Weberinnen im Museum bei ihrer Arbeit sehen. Als ich da war, war leider keine da. Interessant war es dennoch.
Die Casas Cuevas von Artenara
Dann war es schon beinahe Sonnenuntergangszeit.
Also wurde ich in meine Unterkunft gebracht: Ich durfte in einem Höhlenhaus, genannt Casa Cueva, übernachten.
Eingestellt war ich auf eine echte Höhle ohne Ausstattung, Möbel oder Bäder. Die Realität war das genaue Gegenteil:
Ich blickte mit offenem Mund auf das Doppelbett mit dicken Decken, die gut ausgestattete Küche und die Badewanne mit Whirlpoolfunktion. Ich konnte mein Glück kaum fassen!
Einziger Haken: Internet gab es keins!
Darauf war ich jedoch eingestellt und freut mich daher auf einen Abend in der Wanne und mit meinem Kindle unter der Bettdecke.
Wandern in und um Artenara
Am nächsten Morgen ging es früh weiter: Auf dem Plan stand eine 6-stündige Wanderung mit Gran Canaria Trekking durch die Berge.
Der Tag war wunderschön, die Sonne schien und ich genoss das Gefühl unterwegs zu sein.
Auf dem Weg aßen wir frische Feigen direkt vom Baum und scherzten mit dem Bauern, der Kartoffeln erntete, begegneten Ziegen mit Schnupfen und schauten ins Tal zum Meer, während wir auf einem Staudamm standen.
Cuevas de Risco Caído
Unser Weg führte uns zunächst zu den Cuevas de Risco Caído. Das sind weitere Höhlen, die dafür bekannt sind, dass sie ein Loch in der Decke haben, dass das Sonnenlicht genau zur Sommersonnenwende und das Licht des Vollmondes bei der Wintersonnenwende hindurchfallen lässt. Der Ort war wohl von höchster astronomischer Bedeutung für die ursprünglichen Bewohner Gran Canarias, die von Berbern vertrieben wurden und dem Sklavenhandel zum Opfer fielen.
Leider dürfen nur wenige die Höhlen von Risco Caído betreten und so musste ich sie von außen bestaunen, während ich mein Mittagsbrot aß.
Lugarejo
Von dort ging es zu dem Ort Lugarejo, der direkt an einem Stausee gelegen ist. Wir liefen durch den Ort, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Ein alter Mann saß am Rand des Wanderwegs und ich erwartete schon, dass er Wegezoll verlangte. Er wünschte uns mit einem zahnlosen Lächeln einen schönen Tag und ließ uns ziehen.
Der Rückweg von Lugarejo war der anstrengendste Teil. Meine Beine wollten nicht mehr und ich war mit meinen Kräften ganz schön am Ende. Wir kamen tatsächlich auch zwei Stunden später als geplant wieder in Artenara an, sodass aus der 6-Stunden-Wanderung mal eben eine 8-Stunden-Wanderung wurde.
Zum Abschluss ging es zum Shop Arte-Gaia, in dem nur lokale Produkte verkauft werden. Auch der kleine Laden ist in eine Höhle gebaut. Alles andere wäre für Artenara wohl undenkbar.
Nach wundervollen zwei Tagen wurde ich wieder zurück nach Las Palmas gebracht.
Obwohl ich schon zweimal auf Gran Canaria gewesen war, hätte ich mir nicht erträumen lassen, dass das Landesinnere eine so schöne Landschaft zu bieten hat wie die Gegend um Artenara.
PPS: Du hast noch nicht genug von Artenara und der wundervollen Landschaft dieser Gegend? Dann schau mal in dieses Video, das Chris Spiegl gemacht hat, als wir dort waren:
Hiking around Caves and with Goats | Artenara, Gran Canaria, Spain, 2016
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Hallo Barbara,
das sind wirklich großartige Bilder und eine Landschaft, die ich so auch nicht erwartet hätte. Die Unterkunft ist urig und gemütlich- ganz besonders! Eine 6 oder gar 8 stündige Wanderung???? Ich hätte ein Sauerstoffzelt gebraucht! Da hätten auch weder der süße Esel noch die hübschen Ziegen was dran geändert.
Liebe Grüße
Sabine
Hallo Sabine,
danke dir :) Meine Beine waren auch mega im A***! Ich konnte nicht mehr und war teilweise echt den Tränen nah. Aber ich habe es geschafft und bin ein kleines bisschen stolz auf mich :)
Liebe Grüße,
Barbara
So eine Einladung hätte ich auch sofort angenommen. Ich hatte ein komplett anderes Bild von der Insel. geniale Fotos.
Liebe Grüße
Daniela
Danke, liebe Daniela :)
Ich hatte mich auch riesig über die Einladung gefreut!
Liebe Grüße
Barbara
Atemberaubende Eindrücke! :-)
Danke dir :D
Liebe Grüße,
Barbara
Die Ausblicke von dort oben sind grandios, Barbara. Wir waren bisher nur auf Teneriffa. Gran Canaria ist landschaftlich offensichtlich auch sehr schön.
Liebe Monika,
ich mochte alle Kanareninseln, auf denen ich bisher war! Alle sind landschaftlich wunderschön :)
Liebe Grüße,
Barbara
Oh, das sieht wirklich wunderschön aus. Ich mag Wandern ja auch sehr, vor allem wenn man so einen phantastischen Blick auf die Bergwelt hat. Tolle Fotos!
Herzlich,
Anna
Danke dir, liebe Anna!
Ich wandere ja eigentlich nicht soooo gern. Aber diese Wanderung war richtig toll!
Liebe Grüße,
Barbara
Hey Barbara, wow ist das ein toller Bericht. Dazu diese Bilder, man fühle gleich als wäre man selbst dort. Man kann es sich kaum vorstellen, dass die Menschen in diesen Höhlen gelebt haben, aber auf deinem Bild sieht es irgendwie richtig gemütlich aus :) Und diese Berglandschaft, atemberaubend schön. Und eigentlich auch nicht weit weg, ich werde dort mal meine Stecknadel setzen ;) Ich wünsche dir eine schöne Herbstzeit und schreib weiter so spannende Berichte, Grüße Marcel von https://www.mein-Mallorca.org
Hey Marcel,
danke dir für den Kommentar :)
Ganz liebe Grüße und dir auch einen schönen Herbst!
Barbara