San Cristobal de las Casas liegt in den Bergen des mexikanischen Bundesstaates Chiapas, im Südosten des Landes. Zusammen mit dem Weltkulturerbe Palenque ist es der touristisch bekannteste Ort der Gegend, der zudem als Pueblo Mágico (magischer Ort) ausgezeichnet wurde.
Dank Shoestring und dem einfachen Baukastensystem, mit dem du dir deine Reise individuell zusammenstellen kannst, habe ich wundervolle 10 Tage in San Cristóbal verbringen können. Das war eine Individualreise. Wenn du lesen möchtest, wie eine Rundreise in einer kleinen Gruppe durch Mexiko aussehen kann, schau mal bei 2ontheGo vorbei!
Hier spürt man an jeder Ecke das Flair der Kolonialzeit. Die bunten Fassaden, die großen Plätze, die von Arkaden gesäumt sind, und die strahlenden Kirchen, in denen die bekehrten Ureinwohner zu einem fremden Gott beten sollten.
Wenn du mal hier sein solltest und einen Ort suchst, an dem du entspannt arbeiten möchtest, empfehle ich dir das Wakamole. Es ist ganz in der Nähe von der Plaza Central und ist auch noch ziemlich günstig. Ich habe einen Großteil meiner Zeit in San Cristobal hier verbracht, weil das WLAN das schnellste von allen Orten war, an denen ich es getestet habe.
San Juan Chamula
Bis heute leben in der Umgebung von San Cristobal vor allem Mayas, die meisten vom Stamm der Tzotzil. In Dörfern wie San Juan Chamula werden die Traditionen und Lebensweisen bis heute gepflegt, sodass man sie hautnah und live erleben kann.
Bei meinem Besuch dort konnte ich nicht nur sehen, wie sie in einer eigentlich katholischen Kirche zu den Göttern der Maya beten und ihnen sogar Tieropfer darbieten, sondern auch wie eine Prozession über den Platz vor der Kirche zog, die von Böllern und Feuerwerk begleitet wurde, wodurch das Ende eines bestimmten religiösen Kapitels angezeigt wird.
In der Kirche ist es leider verboten, Fotos oder Videos zu machen, sodass ich dir nicht zeigen kann, wie die Atmosphäre ist. Wenn du reinkommst, müssen sich deine Augen erst ein wenig an die Dunkelheit gewöhnen. Denn die Kirche ist ausschließlich von Kerzen beleuchtet. Davon gibt es jedoch unzählige.
Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinsehen sollte: Der Boden war nahezu vollständig mit vertrockneten Tannennadeln und Blättern bedeckt, während die Decke von den vielen Tüchern und Segeln versteckt wurde.
An den Seiten stehen Statuen – eigentlich möchte ich sie fast schon als Puppen bezeichnen – von Heiligen, die alle einen Spiegel um den Hals tragen (der Heilige hält dir den Spiegel vor) und in Vitrinen untergebracht sind. Davor wiederum stehen Tische, auf denen dicht an dicht Kerzen in stillem Flackern herunterbrennen.
Auf dem Boden sitzen ganze Familien eng an einander geschmiegt, in ihr Gebet aus murmelndem Singsang versunken, Cola- und Limonadenflaschen neben sich, hunderte schmaler Kerzen vor sich. Schnell verstehe ich: So ein Gebet dauert etwas länger.
Ich erlebe mit, wie eine Gruppe aufbricht, nachdem die Kerzen runtergebracht sind. Die Fläche, auf der sie zuvor standen, besteht nur noch aus einer einzigen großen Wachsfläche. Mit einem Spachtel wird alles entfernt und in einem Eimer gegeben. Es dauert keine zwei Minuten, da kommen die nächsten, um hier im Gebet zu versinken.
Ich beobachte, wie sie die Kerzen aufbauen. Es gibt drei Päckchen, in Zeitungspapier eingewickelt. Jedes Päckchen enthält gut 100 schmale Kerzen. Der ältere Mann kniet sich hin, nimmt den ersten Packen mit Kerzen und tunkt immer drei gleichzeitig in das flüssige Wachs einer bereits brennenden, dicken Kerze und stellt sie dann schnell auf den Boden. So bleiben sie kleben. Es dauert eine Weile, bis das erste Päckchen leer ist. Darin waren weiße Kerzen.
Im zweiten Päckchen befinden sich bunte Kerzen, die ein wenig höher sind, aber ebenso schmal. Das Spiel geht von vorne los und nach weiteren Minuten, die ich wie in Trance auf die flinken Hände schaue, wie sie die Kerzen packen, in das Wachs tunken und auf den Boden stecken, entsteht plötzlich eine zweite Reihe. Selbes Spiel mit dem dritten Päckchen, das kurz darauf die dritte Reihe bildet. Nun beginnt die gesamte Familie zu beten.
Ein für mich unverständliches, aber faszinierendes Ritual.
Lagos de Montebello
Etwa drei Autostunden von San Cristóbal (aber nur wenig mehr als 100 Kilometer) liegen die bekannten Seen Lagos de Montebello. Dabei handelt es sich um über 50 Seen, von denen die meisten kristallklar sind und in verschiedenen Blautönen erstrahlen.
Ich habe mir zusammen mit meiner Bloggerkollegin Melanie von Good morning world ein Auto gemietet und wollte mich selbst davon überzeugen, wie schön sie wirklich sind.
Die erste Überraschung war die Fahrtdauer. Obwohl sie nicht einmal 150 Kilometer von San Cristóbal entfernt liegen, waren wir gute drei Stunden unterwegs. Der Hauptgrund dafür sind Straßenarbeiten und die in Mexiko beliebten Topes. So nennt man hier Bodenschwellen, die man vor allem um Orte herum in Abständen von nur 50 Metern findet. Das macht es schwer, mit einer normalen Geschwindigkeit zu fahren. Selbst 30 km/h sind manchmal nicht drin.
Vor Ort wird man damit überrascht, dass man zweimal Eintritt zahlen muss, um alle touristisch erschlossenen Seen anschauen zu dürfen. Einmal 31 und einmal 25 Mexikanische Pesos (etwa 6 Euro zusammen). Außerdem waren wir ziemlich schockiert, dass wir überall, wo es Verkaufsstände gab, belagert wurden, sobald wir geparkt hatten. Wir saßen noch im Auto, da fingen die Frauen an, uns entgegen zu schreien, was sie verkaufen.
Die Seen sind durchaus schön. Allerdings waren nicht alle kristallklar und schon gar nicht sauber. Einer hatte bräunliches Wasser und ein anderer sah so eklig aus, dass wir auf dem Absatz kehrt gemacht haben. Empfehlenswert ist der Mirador de los Cinco Lagos, ein Aussichtspunkt, von dem du den besten Ausblick im gesamten Park genießen kannst.
Cascadas de Velo de la Novia
Auf dem Rückweg nach San Cristóbal sind wir zum Wasserfall El Chiflón bzw. zu seinem höchsten Ableger Velo de la Novia. Vom Parkplatz geht man etwa 1,5 Kilometer an einem hell türkisblauen Fluss entlang, der immer wieder mit kleinen Wasserfällen verzückt.
Zu guter letzt kommt man zum großen Wasserfall selbst, der fast 70 Meter hoch ist. Dort kann man auch schwimmen. Wenn du die Badehose also einpacken willst, kannst du das beruhigt tun.
Abenteuerlustige können den Rückweg dann über eine Zipline antreten, anstatt zu laufen. Leider hatte sie schon geschlossen, als ich ankam. Der Ausflug hierher lohnt sich aber auf jeden Fall.
Sumidero Canyon
Der Sumidero ist ein Canyon, der an der tiefsten Stelle 1000 Meter misst. Wir haben uns für den Ausflug ein Taxi gemietet und sind erst runter an den Canyon, von wo wir eine Bootstour unternommen haben.
Die Landschaft dort unten ist wirklich atemberaubend.
Außerdem konnten wir neben vielen verschiedenen Vögeln auch zwei Krokodile beobachten (das zweite war im Wasser):
Anschließend haben wir die einzelnen Aussichtsplattformen über dem Canyon abgefahren. Vor allem die letzte Plattform war absolut spektakulär.
Für das Taxi haben wir zu zweit 1400 Mexikanische Pesos (etwa 70 Euro) bezahlt. Wer es günstiger haben möchte, kann auch mit einem Bus nach Tuxtla, der Landeshauptstadt von Chiapas, fahren und von dort weiter zum Canyon.
Wir haben uns bewusst für die entspanntere Variante entschieden und es nicht bereut. Die Tour hat insgesamt bestimmt acht Stunden gedauert, wobei es am Morgen geregnet hat und wir deswegen nicht gleich aufs Boot konnten. Der Preis dafür war übrigens in der Tour enthalten.
PS: Dieser Beitrag ist mit freundlicher Unterstützung von Shoestring entstanden, die mich auf die Reise eingeladen haben.