Warum mich Buenos Aires nicht inspiriert hat
Ursprünglich war mein Plan, meine Weltreise in Buenos Aires zu beginnen. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht näher bestimmen kann, hatte diese Stadt eine außerordentliche Anziehungskraft auf mich. Aus organisatorischen Gründen war der erste Stopp dann jedoch São Paolo, von wo ich dann mit dem Bus über Iguaçu nach Buenos Aires gefahren bin.
Meine Erwartungen an Buenos Aires
Ich hatte viel über Buenos Aires gehört. So sagt man darüber, es sei…
- die Stadt des Tango.
- die europäischste Stadt Südamerikas.
- die Stadt der bekannten lateinamerikanischen Schriftsteller Jorge Luis Borges und Adolfo Bioy Casares.
- die Stadt, in der 1810 im damaligen Vizekönigreich des Río de la Plata mit der Mairevolution der politische Umbruch stattfand, der dazu führte, dass Argentinien eines der ersten Länder Südamerikas war, das von Spanien unabhängig wurde.
- die Stadt der umstrittenen Eva (genannt Evita) Perón.
Vielleicht hatte ich zu hohe Erwartungen. Vielleicht bin ich falsch mit dieser Stadt umgegangen. Vielleicht kamen auch einfach mehrere Dinge zusammen, die mein Bild dieser Stadt haben bröckeln lassen.
Aber als ich ankam und als erstes hörte, ich solle bloß vorsichtig sein, dass man hier sein Smartphone einfach aus der Hand gerissen bekommt und dass man nach Sonnenuntergang besser mit dem Taxi fahren solle und nicht mit dem Bus, warf das einen sehr dunklen Schatten auf meine Buenos Aires Vorstellung.
Und es wurde nicht gerade besser, als diese Warnung von fast jedem wiederholt wurde, mit dem ich mich unterhielt.
Außerdem stellte ich schnell fest, dass jedes Gebäude in der Stadt einen Pförtner hat, der Tag und Nacht die Bewohner und Gäste hereinlässt. Die Haustüren waren zusätzlich geschlossen. Wollte man heraus und der Pförtner war nicht da, musste man die Türen mit dem Hausschlüssel öffnen.
Der Grund? Zu viele Einbrecher und Diebe!
Klar, dass ich mich bei solch einem ersten Eindruck komisch fühlte, oder?
Hier ein paar Dinge, die ich als nicht sehr touristenfreundlich empfand…
Mein Eindruck von Buenos Aires
1. In den Bussen kann man nur mit Münzen oder der sogenannten tarjeta SUBE bezahlen
Wenn man ankommt und mit dem Bus ins Hotel fahren möchte, hat man direkt ein Problem: Man kann in den Bussen nur mit Münzen zahlen. Die Einwohner haben die tarjeta SUBE, eine Karte, die man aufladen kann und einfach an ein Kartenlesegerät halten muss, von dem dann der Betrag abgezogen wird. Man kann sie auch als Tourist erwerben, aber das lohnt sich nur ab einer gewissen Aufenthaltsdauer.
Hat man diese Karte nicht, zahlt man erstens mehr und zweitens kann man das nur mit Münzen. Diese wiederum sind allerdings Mangelware, da es sogar einen Peso (entspricht nach dem offiziellen Wechselkurs etwa 10 Eurocent) als Schein gibt. Das Busticket kostet zwischen sechs und acht Pesos und gilt pro Fahrt und nicht wie in manch anderem Land eine bestimmte Zeit.
Will man also an einen Ort fahren und kurz darauf wieder zurück, benötigt man mindestens sechs Münzen! Das ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.
2. Es gibt unzählige Buslinien und keine Fahrpläne
In keiner anderen Stadt habe ich bisher so viele Buslinien gesehen. An den Knotenpunkten der Stadt kann man bis zu 30 Bushaltestellen finden, da pro Haltestelle höchstens drei Linien halten.
Da es keine Fahrpläne gibt, kann es passieren, dass man eine halbe Stunde auf einen Bus wartet und dann plötzlich drei oder vier derselben Linie kommen. Hat man Pech, kann es dann auch noch passieren, dass diese Busse nicht halten, weil sie zum Beispiel überfüllt sind.
Auf jeden Fall sollte man keinen Porteño (so nennt man die Einwohner von Buenos Aires) fragen, mit welcher Buslinie man wohin kommt. Man bekommt als Antwort grundsätzlich mindestens vier verschiedene Nummern in Lichtgeschwindigkeit entgegengeschleudert, wobei jeder Bus in einer anderen Straße oder an einer anderen Haltestelle hält.
Muss man doch einmal fragen, sollte man sich auf jeden Fall für eine Linie entscheiden. Ansonsten kann folgendes sehr leicht passieren:
Du wartest auf, sagen wir mal, Linie 100 und wartest an der entsprechenden Bushaltestelle. Du könntest aber auch die Linie 150 nehmen, die 200 m weiter ihre Haltestelle hat. Von weitem siehst du die Linie 150 nahen, rennst los, schaffst es aber nicht rechtzeitig. In dem Moment, in dem du an der Haltestelle der Linie 150 ankommst, fährt die Linie 100 vorbei, deren Haltestelle nun viel zu weit weg ist, um sie rechtzeitig zu erreichen.
Fazit: Fahr möglichst mit der Metro (die hier Subte heißt) und wenn du doch mal unbedingt mit dem Bus fahren musst, entscheide dich für eine Linie.
3. Die Straßen von Buenos Aires sind extrem lang
Nie zuvor sind mir in einer Stadt so häufig Hausnummern über 3000 begegnet. Selbst 7000 ist keine ungewöhnliche Hausnummer. Will man irgendwohin, muss man also nicht nur die Straße und Hausnummer wissen, sondern die Kreuzung! Sonst muss man eventuell zehn Blocks und mehr laufen.
Als ich nach einer Woche dachte, jetzt habe ich den Dreh raus!, kam ich an die nächste Kreuzung und musste verwirrt feststellen, dass ich schon wieder die Orientierung verloren hatte.
Normalerweise kann ich mich in Städten ziemlich gut orientieren. Vor allem für eine Frau ;) Aber in Buenos Aires wollte es mir einfach nicht gelingen. Bis zum Schluss bin ich immer wieder erst in die falsche Richtung gelaufen.
4. Wenn man kein Spanisch spricht, kommt man nicht weit
Zum Glück habe ich kein Problem mit der spanischen Sprache. Wobei ich sagen muss, dass die Argentinier ziemlich viele eigene Begriffe und eine eigene Intonation haben, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Trotzdem wurde ich verstanden und konnte die Antworten mindestens aus dem Zusammenhang auch verstehen.
Ich habe allerdings mehrere Reisende kennengelernt, die kein Spanisch konnten und mit Englisch kaum bis gar nicht weitergekommen sind.
Selbst in den ausgewiesenen Touristeninformationszentren sprach man kein Englisch. Das fällt mir jetzt, wo ich mit zwei Deutschen eine Reisegruppe gebildet habe, ganz deutlich auf:
Wir haben in Puerto Madryn zwei Exkursionen gemacht. Bei der einen sprach der Tourguide so gut wie kein Englisch und ich musste den ganzen Tag dolmetschen.
5. Die Bürgersteige sind in einem verheerenden Zustand
Blickt man beim Gehen nicht ständig nach unten, so fällt man alle 20 m über einen hervorstehenden Stein, eine schiefe Platte oder ein Loch. Immer wieder muss man kleinere Baustellen umrunden und dafür auf die vielbefahrene Straße ausweichen. Aber: Bauarbeiter sieht man selten! Die Erneuerungsarbeiten wurden wohl angefangen und bisher nicht beendet.
Ein entspanntes Schlendern durch die Straßen und genießen der Atmosphäre ist – zumindest in einigen Stadtteilen – nahezu unmöglich.
Mein Fazit
Trotz allem habe ich mich nie wirklich unwohl gefühlt. Es stimmt, dass Buenos Aires einen eigenen, durchaus europäisch angehauchten Flair hat.
Dennoch war ich froh, es nach 10 Tagen verlassen zu können und mich wieder in eine kleinere Stadt zu begeben.
Kennst du Buenos Aires? Wie waren deine Erfahrung? Oder wenn du noch nicht dort warst: Welches Bild hast du davon im Kopf?
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Kann ich im Prinzip bestätigen, nur zum Glück hat man mir die ganzen Warnungen vor der Kriminalität erst kurz vor der Weiterreise zukommen lassen, so dass ich während meines BA-Aufenthalts (auch insgesamt ca. anderthalb Wochen) die Stadt doch sehr unbesorgt und entspannt in großen Teilen zu Fuß erkundet habe. Passiert ist mir nichts und die Busse bin ich so weitestgehend auch umgangen. Die Notwendigkeit, mindestens mittelmäßig Spanisch zu beherrschen, hat mich auch überrascht, aber zum Glück war das für mich auch kein Problem.
Lieber Henryk,
ich bin ja schon etwas erleichtert, dass Du meine Eindrücke mehr oder weniger teilst. Ich habe mich ständig gefragt, ob das nur mein Problem ist und ich wirklich einfach nur zu hohe Erwartungen hatte. Aber ich glaube tatsächlich, dass das Hauptproblem die vielen, vielen Warnungen waren. Das hat mich leider gleich skeptisch gestimmt.
Naja, ich werde sicher nicht das letzte Mal in BA gewesen sein und vielleicht wird es sich ja beim nächsten Mal von einer anderen Seite präsentieren :)
Liebe Grüße,
Barbara
Hallo Barbara,
ich weiß nicht genau warum, aber Argentinien und vor allem Buenos Aires stehen bei mir sehr weit oben auf meiner Bucket list. Ich habe schon so viele tolle Dinge über die Stadt gelesen und aus mir völlig unerklärlichen Gründen zieht es mich förmlich dort hin. In naher Zukunft werde ich es wahrscheinlich nicht schaffen, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich eines Tages dort landen werde.
Dein Artikel hat mir ein bisschen die Augen geöffnet, wenn gleich mir schon vorher bewusst war, dass es nicht ungefährlich ist. An meiner Sehnsucht, eines Tages dorthin zu reisen, hat er allerdings nichts geändert :)
Ich freue mich schon sehr, über weitere Erfahrungsberichte aus meinem Traumland Argentinien!
Liebe Grüße und noch eine tolle Zeit,
Carina
Liebe Carina,
ich will auf keinen Fall jemandem Angst machen oder dazu beitragen, dass jemand einen Ort auf diesem wundervollen Planeten nicht besucht. Mein Eindruck kann ein ganz anderer sein, als der den Du machen wirst!
Ich habe mich ähnlich stark zu BA hingezogen gefühlt. Ich wollte meine Weltreise ja auch dort beginnen und nicht in Sao Paulo. Aber so wie es nun gelaufen ist, war es gut so. Und komischerweise haben mir diese Aussagen und Erlebnisse BA auch nicht „verdorben“.
Liebe Grüße,
Barbara
Hallo Barbara,
ich war nur ein paar Stunden, vom Nachmittag des einen Tages bis zum Morgen des anderen Tages, auf der Durchreise von Brasilien nach Australien, in Buenos Aires. Und es ist auch schon 18 Jahre her.
Aber ich kann das alles bestätigen. Nur mit dem Bus sind wir kaum gefahren, es war aber, glaube ich, ein Flughafen-Shuttle zum Hotel und zurück. Dafür können Dir diese Art Busabenteuer in Recife wiederbegegnen, falls Du noch dorthin fährst.
Bei der Fahrt zum Hotel in Buenos Aires wurde ich immer abwechselnd bzw. an einen Verschnitt aus Moskau (Größe) und Paris (Baustile) erinnert.
Deine Beschreibung der Stadt und einiger Probleme erinnert mich dann allerdings immer wieder an Recife, nur das Recife einige Nummern kleiner ist.
Die Menschen waren recht indifferent. Sie suchten nicht das Gespräch mit uns, so wie es in Brasilien laufend passiert. Aber wir lernten einige Gastarbeiter aus Peru und Bolivien kennen, die froh waren, mal mit anderen Leuten als nur unter sich reden zu können. Für sie war mein Mischmasch aus Portugiesisch und Spanisch kein Problem. Die nötigen Gespräche mit Einheimischen konnten wir damit auch bestreiten. Auf die Idee, in Südamerika Englisch zu sprechen, wäre ich abgesehen von Guyana und Trinidad and Tobago, auch nicht gekommen. Es ist einfach nicht „meine Sprache“.
Die Kriminalität war damals wohl noch nicht so hoch, wobei so große Städte wohl nie frei davon sein werden.
Ich wünsche Dir weiterhin eine gute Reise und tolle Abenteuer.
Viel Spaß
Uta
Liebe Uta,
in Recife war ich noch nicht und weiß auch nicht, ob ich es dorthin schaffen werde. Ich würde sehr gerne noch dorthin, vor allem weil dort Freunde von mir leben, die ich seit fünf Jahren nicht gesehen habe. Aber ich befürchte fast, dass das zeitlich und finanziell schwierig wird.
Ich werde auf jeden Fall berichten, ob ich die Ähnlichkeiten auch feststelle, falls ich es noch schaffen sollte :)
Liebe Grüße,
Barbara
Also für mich ist Bs.As. die schönste und aufregendste Megacity, die ich bisher kennen lernen durfte.
Kein Englisch, Kriminalität, chaotisch etc. Sorry, aber wenn alles so wie zuhause wäre, müssten wir nicht verreisen, oder?
Hallo Daniel,
habe ich den Eindruck erweckt, ich wolle, dass alles so ist, wie zuhause? Dann tut es mir leid!
Das will ich nämlich gar nicht. Und wenn Du meine anderen Reise-Posts liest, wird sicher klar, dass dem nicht so ist. Hoffe ich zumindest :D
Und zum Thema Megacity: Ich bin einfach in New York verliebt und kann mir kam vorstellen, dass es je eine Großstadt schaffen wird, da ranzukommen…
Liebe Grüße,
Barbara
Liebe Barbara
Ich kann absolut bestätigte, Was du über Buenos aires geschrieben hast.
Die Stadt an sich ist wunderschön und das Klima sehr angenehm. Ich war wegen des Tango da. Aber sehr enttäuscht. Die älteren tanzen schlecht als Frau wird man wenig aufgefordert.
Die jungen tanzen sehr gut aber für die bin ich wiederum zu alt.
In 12 Tagen bin ich 3mal bestohlen worden. Leider am letzten Tag mein Handy.
Letztendlich kann man keinem trauen.kobtakt bekommt man auch nicht zu Einheimischen. Wenn ich alleine dagewesen wäre, wäre ich abgereist. Allerdings mit dem Bus hat es gut geklappt und mit der Linie 64 kann man viel sehen von der Stadt.
Empfehlen kann ich die Stadt auf keinen Fall. Ich war schon in vielen megacities aber es ist mit noch nie irgend etwas passiert auch nachts nicht. In Indien sind Frauen nichts wert aber in Buenos aires ist das noch viel schlimmer alle 36 Stunden wird dort eine Frau getötet, weil sie eine Frau ist und täglich werden 5 kinfesmissbräuche angezeigt. Die Dunkelziffer ist also bei weitem höher.
Und das alles in einem katholischen Land. Das Fussball Spiel musste in Madrid anstelle von ba ausgetragen werden, wegen akuter Lebensgefahr für die Mannschaft.
Da herrschen eigene Gesetze und das ist eigentlich unmöglich. Die Korruption ist überall regierend.
Man sollte dieses Land meiden um ein Zeichen zu setzen. In anderen Ländern sind die Menschen noch ärmer , aber sie stehlen nicht.
Hallo liebe Barbara, hallo liebe Reisecommunity, ich bin seit 2Tagen in Buenos Aires und habe insgesamt einen Monat hier, weil ich Spanisch lernen möchte. Meine ersten Eindrücke decken sich mit euren. Zudem gibt es sehr viele Obdachlose in den Hauseingängen und die südamerikanische Leichtigkeit erlebe ich nur beim Flirten. Die Männer sind so offensiv, dass man froh ist, in Europa nicht mehr diese Form des Marchismo zu haben. Hoffe sehr dass ich nicht bestohlen werde. …wir werden sehen.
Halte uns gerne auf dem Laufenden! Ich drücke die Daumen, dass alles gut läuft :)
Ganz liebe Grüße,
Barbara
Liebe Barbara,
ich kann die Kritik nicht so recht teilen: Mir hat B.A. sehr gut wegen der Vielseitigkeit gefallen: Vom Polo-Spiel, über Pferderennen (gratis), Tango und Kultur kann man alles erleben. Beeindruckend z. B. die Erinnerungsstätten an die Militärjunta, das Maradona- und Gardel-Museum, die prachtvolle Synagoge, das Café Tortoni oder die Ausflugsregion am Tigre. Zwar wurde mir auch das Smartphone geklaut, aber wohl mehr aufgrund meiner Fahrlässigkeit. Die Verkehrsanbindung ist top, die Bezahlung mit der Magnetkarte vorbildhaft, die Preise super. Der Ausflugstrip nach Uruguay ist lohnenswert.
Was man kritisieren kann, ist die oft planlose Bebauung der Stadt, Betonkästen neben hinreissenden baulichen Juwelen, das stört gelegentlich. Dennoch: B.A. ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Hallo,
ich freue mich, dass du eine tolle Zeit in BA hattest :) Mein Beitrag ist mittlerweile auch über vier Jahre alt, sodass es sein kann, dass sich in einigen Bereichen was getan hat. Das weiß ich schlicht nicht.
Irgendwann werde ich es wahrscheinlich auch nochmal versuchen und BA eine zweite Chance geben. Aber momentan steht Lateinamerika allgemein nicht auf meinem Plan.
Ganz liebe Grüße und safe travels!
Barbara