Die Mauer
Während der Zweiten Intifada im Jahr 2000 haben die Israelis eine 708 Kilometer lange Mauer zwischen Palästina und Israel hochgezogen, mit der Begründung sich vor Selbstmordattentaten zu schützen. Ich war zwar erst zwei Jahre alt, als die Mauer in Deutschland fiel, aber dennoch kenne ich die Bilder. Ich kriege immer noch Gänsehaut, wenn ich an diesen Ort denke – So voller Hass dem anderen gegenüber. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, mit einer Mauer vor der Tür zu leben. Mit dem Wissen, dass die Menschen auf der anderen Seite mich aufgrund meiner Religion und Herkunft ablehnen. Ich möchte an dieser Stelle nochmal wiederholen, dass ich niemanden ver- oder beurteile. Während meiner beiden Reisen in Israel habe ich wunderbare Israeli kennengelernt, mit denen ich eine tolle Zeit hatte und bereichernde Gespräche geführt habe. Ich versuche nur meine Gefühle zu beschreiben. Hier ein paar Eindrücke, die ich unkommentiert lassen möchte:
Ein verlassenes Haus steht auf der anderen Straßenseite – mit diesem Ausblick würde ich wohl auch nicht täglich aufwachen wollen:
Ich bin sprachlos, traurig, wütend – Warum tun Menschen sich so etwas an? Und nein, ich meine nicht nur die Israelis mit der Mauer! Ich meine genauso die Palestinenser, die vorher mit Bombengürteln ins Nachbarland marschiert sind und sich in die Luft gejagt haben. Und ich meine genauso jeden anderen, dessen Handlungen von Menschenhass geprägt sind. Und noch eine Anmerkung: In
Krakau und
Auschwitz ist mir aufgefallen, dass immer alle von „den Deutschen“ geredet haben. Spätestens seit diesem Moment ist mir klar, wie verletztend so eine Pauschalierung ist. Aber nun weiß auch nicht, wie ich das politisch korrekter ausdrücken soll…
Wall Mart
Wenn du dich auf der Mauer „verewigen“ (ewig hält es sicher nicht, da die Mauerplatten immer wieder übermalt werden) möchtest, kannst du im sogenannten Wall Mart eine Sprühflasche bekommen. Dort werden auch allerlei Souvenirs verkauft, die das Thema Nahostkonlikt und Mauer auf die Schippe nehmen. Ich musste teilweise laut auflachen, weil die Sprüche auf den Shirts zum Beispiel so gut sind. Dabei ist das alles andere als witzig, sodass ich gleich ein schlechtes Gewissen hatte. Aber der Besitzer des Wall Mart hat mich angelächelt und ermuntert, weiterzulesen und weiter zu lachen! An Humor mangelt es den Menschen hier wirklich nicht!
Das Walled Off Hotel oder Banksy Hotel
Wir laufen weiter und gelangen ans The Walled Off Hotel. Eine einzige Satire! Das Hotel wirbt mit der weltschlechtesten Aussicht und wurde gänzlich von einem Künstler namens Banksy gestaltet, der zahlreiche Bezüge auf den Nahostkonflikt eingebaut hat.
Das Piano spielt übrigens alleine, wie von Geisterhand. Irgendwie gruselig! Und sowieso ist der ganze Raum bedrückend. Banksy hat übrigens in der ganzen Stadt Grafittis gesprüht. Zwei davon habe ich gesehen:
Ich freue mich, als ich wieder rausgehe und die Sonne auf meiner Haut spüre. Mit dem Van geht es zurück nach Jerusalem, die andere Seite der Mauer. Ich bin dankbar, dass ich das kann. Ich bin dankbar, dass ich in einem Land ohne Mauer aufgewachsen bin (meine ersten zwei Lebensjahre zähle ich mal nicht). Ich bin dankbar für meinen deutschen Pass, der es mir ermöglicht, in so viele Länder zu reisen, während so mancher anderer das nicht kann. Mir wird klar, wie privilegiert ich bin und gebe mir selbst das Versprechen, dieses Privileg nicht ungenutzt zu lassen. Denn irgendwie ist es meine Pflicht, oder?