Krakau und seine Legenden – Eine Tour durch die Altstadt
Das ist nicht nur der größte mittelalterliche Platz ganz Europas, sondern auch das Zentrum des kulturellen Lebens in Krakau. Ich drücke meine Wärmflasche näher an mich, die ich mir unter meine Jacke geschoben habe. Zum Glück habe ich sie dabei. Denn ohne sie wäre ich der Kälte vollkommen ausgeliefert. Meine nächsten Ziele sind Israel, die Arabischen Emirate und dann Südostasien. In meinem Rucksack war daher kein Platz für dicke Wintersachen, die ich bei den drei Grad bitter benötigt hätte. Auf Handschuhe, Schal und Mütze muss ich daher verzichten. Ich sehe die kleine Gruppe vor der Marienkirche – der Treffpunkt für die Free Walking Tour, die ich heute mitmachen möchte. Ich ahne noch nicht, dass mich neben einer traumhaften Altstadt zahlreiche spannende Legenden erwarten.
Die Türme der Marienkirche
Da wir direkt vor ihr stehen, erzählt unser Tourguide namens Chris zunächst etwas über die Kirche. „Fällt euch etwas auf, das merkwürdig ist?“ Geschickt lenkt Chris unsere Aufmerksamkeit auf die zwei Kirchtürme.
Sie sind nicht gleich hoch! Die Marienkirche wurde Ende des 13. Jahrhundert von zwei Brüdern gebaut. Als der eine Bruder feststellte, dass der andere seinen Kirchturm höher bauen würde, ermordete er ihn kurzerhand mit einem Messer. Am nächsten Morgen erwachte er neben der Leiche seines Bruders, nahm die Tatwaffe, stach sich ins Herz und stürzte sich gleichzeitig vom Turm. Die erste Legende von mehreren… Und gleich eine haarsträubende! Das Messer hängt übrigens in der Tuchhalle (Sukiennice auf polnisch) in der Mitte des großen Platzes als Mahnmal für alle. Der wahre Grund, warum ein Turm höher ist als der andere? Der eine wurde als Ausguck verwendet, um die Stadt vor Eindringlingen warnen zu können.
Der Trompeter der Marienkriche
Zu jeder vollen Stunde spielt übrigens ein Trompeter für etwa 30 Sekunden eine Melodie. Diese bricht scheinbar mittendrin ab. Auch hier hat Chris uns wieder eine tolle Legende erzählt: Als die Mongolen Krakau angriffen, haben sie den Trompeter einfach mitten im Spiel abgeschossen. Seit dem bricht das Lied in Gedenken an das Kriegsopfer immer mittendrin ab. Irgendwie romantisch, oder? Entspricht aber leider auch nicht der Wahrheit! Denn zur Zeit der Mongolenangriffe stand die Marienkirche noch gar nicht. Der wahre Grund ist schlicht und ergreifend, dass ein Trompeter auf der anderen Seite der Stadt weiterspielte. Als Zeichen das alles in Ordnung war.
Die Tuchhalle
Krakau lag mitten auf einer Handelsroute, weswegen der Markt von enormer Bedeutung für die Stadt war. Durch Zölle und das Vermieten von Marktplätzen wurde Krakau schnell zu einer wohlhabenden Stadt, die auch nach der Zerstörung der alten Hauptstadt als neue Hauptstadt gewählt wurde. In der Halle hängt zudem das Messer aus der Geschichte mit den zwei Brüdern. Die Wahrheit ist jedoch, dass das dort hängende Messer erst seit kurzem dort ist. Denn das angebliche Original wurde vor einiger Zeit geklaut.
Der Kopf von Krakau
Der riesige Kopf mitten auf dem Marktplatz heißt Eros Bendato. Er gilt den Menschen in Krakau vor allem als Treffpunkt, da jeder den „Kopf von Krakau“ kennt. Da er leer ist, ist er ein beliebter Fotospot: Kletter ruhig rein und schau durch die Augen des Kopfes auf den Platz. Hierzu gab es unerwarteter Weise keine Legende. Allerdings wird der Kopf vor allem von Jugendlichen gerne Versteck zum Trinken von Alkohol verwendet, da dies in Polen in der Öffentlichkeit verboten ist.
Die Dame mit dem Hermelin
Ludovico Sforza gab das Portrait Leonardo Da Vinci in Auftrag, der unbedingt ein Bild von seiner Geliebten haben wollte. Da er aber bereits verheiratet war, konnte er kein offizielles Gemälde anfertigen lassen. Der Spitzname von Ludovico Sforza war „der weiße Hermelin“, sodass Leonardo Da Vinci es durch die Symbolik geschafft hat, die Verliebten mit einander darzustellen.
Die Universität von Krakau
Das Gebäude des Collegium Maius ist aus dem 14. Jahrhundert. Bis heute kann man die alten Vortragssäle, die Bibliothek und die Unterkünfte für Professoren besichtigen. Denn mittlerweile ist es ein Museum. Der bekannteste Student des Mittelalters war übrigens Nikolaus Kopernikus.
Wenn du eine kleine Sightseeing-Pause benötigst, ist hier der richtige Ort dafür! Denn im Keller befindet sich ein zuckersüßes Café, in dem du dich aufwärmen kannst (so wie ich) oder einfach deine Füße mal ausruhen lassen kannst. Falls du nach Empfehlungen zur polnischen Küche suchst, empfehle ich dir Miriams Blogpost zur kulinarischen Reise nach Polen.
Die moderne Universität ist übrigens dafür bekannt, dass während des Nationalsozialismus versteckt im Untergrund weiter unterrichtet wurde, obwohl es verboten war. Der bekanntest Student dieser Zeit war Karol Józef Wojtyła, der Papst Johannes Paul der II.
Der Drache von Krakau
Vor vielen Jahrhunderten soll Krakau von einem Drachen heimgesucht worden sein. Zur Besänftigung forderte er jeden Morgen eine Jungfrau zum Fraß. Als keine Jungfrau mehr übrig war – außer der Tochter des Fürsten namens Wanda – versprach der Fürst dem Bezwinger des Ungeheuers die Hand seiner Tochter. Während kein Krieger es schaffte, den Drachen zu besiegen, kam der Schusterlehrling Skuba auf eine Idee. Er forderte ein Lamm, schlitzte ihm den Bauch auf und füllte ihn mit Schwefel. Das präparierte Lamm legte er vor die Höhle des Drachen, der es mit Haut und Haaren verschlang. Es dauerte nicht lange, da bekam der Drache von dem Schwefel großen Durst, schleppte sich ans Ufer der Weichsel und begann zu trinken. Er trank und trank und trank… bis er einfach mit einem lauten Knall platzte.
Die Moral von der Geschicht? Verwende nicht Waffen und Manneskraft, sondern dein Köpfchen! Heute hängen am Eingang zur Kathedrale auf dem Wawel (der Berg auf dem der Palast steht) zwei riesige Knochen, die als die Knochen des Drachen bezeichnet werden. In Wahrheit gehörten Sie mal einem Wal und einem Mammut. Wenn du den Drachen einmal sehen willst: Vom Wawelberg kann man hinab zur Weichsel blicken. Dort steht vor einer 80 Meter langen Höhle die Skulptur eines Drachen, die im Abstand weniger Minuten sogar Feuer speit!
Mein Fazit?
Ich muss Krakau unbedingt noch einmal im Sommer besuchen! Die Legenden, die mittelalterlichen Gebäude, die netten Menschen… Das möchte ich gerne nochmal in Ruhe genießen. Denn Krakau ist es auf jeden Fall wert, dass man sich ein bisschen Zeit nimmt und die Stadt auf sich wirken lässt!
Warst du schon einmal in Krakau oder einer anderen Stadt in Polen? Berichte mir davon in den Kommentaren!
Interessant und lesenswert geschrieben; mein Besuch in Krakau vor Kurzem wird wieder lebendig:). Besuche diese Stadt unbedingt noch einmal und entdecke die alten, jüdischen Viertel mit ihrer tragischen Geschichte und dem heutigen, quirligen Leben voller Energie, junger Kunst und Musik.
Herzlichen Dank, liebe Sabine!
Ich wollte eigentlich die Free Walking Tour am Nachmittag durchs jüdische Viertel mitmachen, aber es war sooooo kalt! Ich konnte einfach nicht mehr :( Aber im Sommer mache ich das! Ich habe bereits eine Osteuropa-Tour in Planung: Von Mitte August bis Ende Oktober wollte ich von Polen über Tschechien und die Slowakei nach Ungarn und Rumänien. Als Abschluss dann noch durch Serbien und Bosnien & Herzegowina nach Kroatien :D Ich freue mich schon, auch wenn ich lieber doppelt so viel Zeit hätte…
Ich freue mich, wenn du mich auf meinen Reisen begleitest!
Liebe Grüße aus Israel,
Barbara
Das wird eine spannede Reise!
Seit ich ein Jahr in Litauen und ein Jahr in Rumänien gewohnt habe, zieht es mich auch wieder nach Osteuropa. Es ist für mich der spannende, unentdeckte, dynamische, exotische Teil Europas.
Leider haben viele Westeuropäer und Besucher aus anderen Kontinenten noch immer den Eisernen Vorhang im Kopf, und spähen allenfalls mal kurz nach Prag oder Budapest.
Da hast du vollkommen Recht, lieber Andreas!
Ich freue mich daher, dass ich diese auch mir noch fremde und exotische Welt erkunden werde :)
Liebe Grüße,
Barbara
Wow, so viele coole Geschichten! Deine „Wärmflasche statt warmer Kleidung“ ist aber auch sehr gut ;-)
Gruß Jenny
Hehe, danke liebe Jenny!
Aber wenigstens ein dicker Schal, warme Handschuhe, eine Mütze und vor allem Strumpfhosen hätte ich schon gebraucht. Die Wärmflasche hat mich ja nur lokal gewärmt. Allerdings muss ich sagen: Sie hat die wichtigsten Teile meines Körpers warm gehalten und dadurch bin ich auch nicht krank geworden :D Immer alles positiv sehen!
Ich meld mich bald bei dir! Hab dich nicht vergessen!
Liebe Grüße,
Barbara
Liebe Barbara, Krakau hat sich nach deinem Bericht direkt weiter nach oben auf der Wunsch-Reiseliste geschoben. Ich mag alte Städte mit viel Geschichte und den skurilen Legenden, das hat einen ganz besonderen Charme. Spontan gefällt mir ein Besuch im Sommer besser, vielleicht klappt es ja noch dieses Jahr. Danke für die Inspiration :)
VG Simone
Liebe Simone,
das freut mich wirklich sehr! Aber ja, der Sommer ist wohl eher empfehlenswert :)
Liebe Grüße,
Barbara
Hallo Barbara!
Dein Bericht über Krakau ist ja wirklich total interessant. Diese Stadt ist ja ein richtiges Schmuckstück und hat wirklich bezaubernde Plätze zu bieten! Danke für diese tollen Tipps.
Hallo Anita,
Sehr gerne geschehen :) Freut mich, dass dir der Post gefällt!
Liebe Grüße,
Barbara
Hallo Barbara,
danke für diesen interessanten Krakau-Bericht. Die Legenden sind ja wirklich toll! Also auch ich möchte hier bald mal hin. Aber: Drei Grad ohne Schal? Hätte ich nicht gekonnt. Handschuhe trage ich nie, Mütze kann wegbleiben, aber der Hals muss warm sein!
Alles Gute, Diana
Hi Diana,
Naja, ich hatte schon einen Schal, aber halt so einen Deko-Schal, der hübsch aussieht, aber nicht viel kann. Trotzdem war der natürlich besser als gar nichts. Aber obwohl ich Mützen nicht mag… Meine Ohren werden sehr, sehr schnell kalt und daher trage ich schon entweder Mützen oder Ohrenwärmer :)
Liebe Grüße,
Barbara
Hallo Barbara,
ja, Polen kann kalt sein! Auf der anderen Seite konntest Du traumhaft schöne Fotos schießen von einer wunderschönen Stadt, die ich persönlich noch nicht kenne. Bisher ist mir aber aufgefallen, dass die meisten Fotos immer viele Leute zeigen; im Sommer soll es dort sehr voll sein.
Übrigens, ich war im November in Israel: Ich bin am Nachmittag in Tel Aviv im Meer geschwommen und abends in Jerusalem bei 1 Grad plus (auch ohne richtige Winterklamotten…) habe ich gefroren ohne Ende. Ich hoffe, da hast Du gerade mehr Glück!
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
Stimmt, es war viel los in Krakau, obwohl es so kalt war…
Hier in Jerusalem ist es mit 13 Grad auch nicht gerade warm, aber besser als in Krakau :)
Liebe Grüße,
Barbara
Hallo Barbara, ich war noch nie in Polen und frage mich nach deinem Artikel, weshalb Polen als Reiseland so gar nicht auf meinem Radar ist. Jedenfalls sollte ich das einmal überdenken, nach diesen schönen Bildern. Liebe Grüße aus Salzburg, Claudia
Liebe Claudia,
Ich weiß auch nicht, warum Polen bei vielen nicht auf dem Radar ist. Bei den meisten, würde ich fast sagen. Ich möchte auf jeden Fall nochmal hin und auch andere Orte erkunden!
Liebe Grüße,
Barbara
Liebe Barbara,
Krakau irgendwie stand das nie auf meiner Liste der Städte die ich ein mal besuchen würde wollen. Würde wollen ist zu bestimmt einmal irgendwann aufgestiegen. Danke für die tollen Bilder und die Eindrücke aus Krakau.
Lg.
Ralf
Lieber Ralf,
dann habe ich alles richtig gemacht :D Super!
Danke dir!
Liebe Grüße,
Barbara
Liebe Barbara,
danke für den Input für meinen anstehenden Krakautrip. Ich bin sehr gespannt auf die Reise.
Liebe Susanne,
schön, wenn ich dir helfen konnte! Hab eine ganz tolle Zeit in Krakau!
Liebe Grüße,
Barbara
Krakau ist ein absoluter Traum! ♥ Hast du auch eine Kutschfahrt durch die Altstadtgassen gemacht oder bist durch das jüdische Viertel gebummelt? Außerdem lohnt ein Ausflug nach Wieliczka ins Salzbergwerk! ♥
Liebe Anna,
für das jüdische Viertel war es mir schlicht zu kalt! Ich konnte nicht weiter draußen sein…
Und zur Kutschfahrt: Ich kann mir vorstellen, dass das schön ist, aber ich versuche eigentlich mein Verhalten ein bisschen anzupassen. Pferde gehören nicht in eine Innen- oder Altstadt auf Kopfsteinpflaster und sollten nicht zum Vergnügen vor eine Kutsche gespannt werden. Finde ich… :)
Liebe Grüße,
Barbara