Cu Chi Tunnel – Halbtagstour zu Saigons Kriegsmuseum im Untergrund
Bei meinem letzten Besuch in Saigon standen einige touristische Highlights auf meiner Liste. So habe ich zum Beispiel eine Halbtagstour zu den Cu Chi Tunneln unternommen. Da ich mich bis zu diesem Zeitpunkt ein bisschen um das Thema gedrückt hatte, war es allerhöchste Zeit, mich damit auseinander zu setzen.
Denn der Vietnamkrieg oder Amerikakrieg, wie er hierzulande genannt wird, ist vor allem im Süden Vietnams ziemlich präsent. Bei meinem Tagesausflug ins Mekong Delta war ich zum Beispiel überrascht, dass er immer wieder zur Sprache kam. Aber ich hatte ja bereits in Ho Chi Minh City wahrgenommen, wie wichtig dieses Thema bis heute ist. So ist das bekannteste Museum der Stadt das War Remnants Museum.
Also buchte ich in einem Hotel die Halbtagstour zu den Cu Chi Tunneln. Im Preis von 314.000 VND (knapp 12 Euro) enthalten, war die Fahrt zu den Tunneln und wieder zurück sowie der Eintrittspreis von 110.000 VND inklusive einer Führung. Auf dem Gelände gibt es auch eine Kleinigkeit zu essen und Tee.
Cu Chi – Ein idyllischer Rückzugsort wird zum Kriegsgebiet
Cu Chi war ein Ort der Sommerfrische der Bewohner Saigons. Am Wochenende und während der Schulferien sammelten Familien hier unvergessliche Erinnerungen: Sie verbrachten ihre Zeit auf weiten Feldern, im Wald, am See.
Als der Vietnamkrieg ausbrach, hatte dies jedoch ein Ende. Was viele nicht wissen: Nicht nur die Guerrilla-Kämpfer selbst versteckten sich in Tunneln, deren Eingänge im Wald unter Laub und Zweigen nahzu unsichtbar waren, sondern auch Tausende Bewohner von Cu Chi und der Umgebung. Sie bauten ein Tunnelsystem und brachten die Bevölkerung unter Tage in Sicherheit. Das Tunnelsystem enthielt Schlafräume, Lagerräume, eine Krankenstation und sogar ein Küche, um ihr Leben unter der Erde fortsetzen zu können.
Cu Chi Tunnel – Die Halbtagstour
Zu Beginn wurde ich in meinem Hotel abgeholt. Mit dem Minibus und etwa 20 anderen Reisenden ging es dann Richtung Nordwesten. Die Fahrt dauerte circa 90 Minuten.
Nach einer guten Stunde haben wir einen Stopp eingelegt und uns eine Behindertenwerkstatt angeschaut, in der Dekoartikel hergestellt und lackiert werden. Ein Teil der Muster wird in Mosaiktechnik mit zerbrochenen Eierschalen hergestellt. Die kleinen Eierschalenstücke werden so angeordnet, dass sie Figuren darstellen. Danach wird alles lackiert und blitzblank poliert.
Faszinierend! Und alles Handarbeit…
Nach einer weiteren halben Stunde kamen wir dann am Eingang an. Der Guide bezahlte für unsere Tickets als Gruppe, sodass wir uns nicht in die Schlange stellen mussten. In meinem Preis war das Ticket mit inbegriffen, aber andere im Bus mussten dein Eintritt vor Ort zahlen. Schlussendlich sind sie damit sogar etwas günstiger weggekommen. Sie haben insgesamt nur 260.000 VND bezahlt.
Danach wurden wir in den Wald geführt. Auf einer Lichtung blieben wir stehen und ich hatte kaum Zeit zu überlegen, was es hier zu sehen gibt, da öffnete unser Guide bereits ein Loch im Boden, das von Blättern bedeckt und nicht zu sehen gewesen war. Ein Mitarbeiter war sofort zur Stelle, um uns zu zeigen, um was genau es sich handelte: Es war ein Versteck im Boden für die Guerrilla-Kämpfer.
Entschuldige bitte, dass das Bild verwackelt ist. Ich hatte keine Zeit meine Kamera auf das geringe Licht einzustellen, so schnell war der Mitarbeiter im Boden verschwunden und wieder draußen.
Wir wunderten uns, wie sich die Menschen die genauen Standorte dieser Verstecke merken konnten, aber den ehemaligen Städtern blieb nichts anderes übrig als sich nahezu jeden Baum im Wald einzuprägen. Da zeigt sich, dass der Mensch zu Außergwöhnlichem fähig ist, wenn es um Leben oder Tod geht.
Wir liefen weiter. Vorbei an unscheinbaren Hügeln, die nur durch kleine Löcher, die als Belüftungssystem dienten, erkennen ließen, dass sich darunter viel mehr verbarg, als es aus unserer Perspektive den Anschein machte.
Durch Laub bedeckt, waren auch die Löcher nicht sichtbar. Ein ausgeklügeltes System sorgte zudem dafür, dass Schlangen, Ratten und Regen abgehalten wurden. Durch Gewürze und Chilischoten, die an den Löchern verteilt wurden, wurden Spürhunde von der Fährte abgebracht.
Als nächstes gingen wir zu den Fallen. Angeblich dienten sie vor allem der Abschreckung und nicht dazu, den Feind in Massen zu töten. Verschiedene Vorrichtungen, die mich an Indiana Jones erinnerten, sollten den eindringenden Amerikaner aufspießen.
Während wir jede einzelne Falle erklärt bekamen, hörten wir die Schüsse immer deutlicher. Ich konnte mir bereits denken, was als nächstes kommen sollte: uns erwartete ein Schießfeld, auf dem man in sicherem Umfeld die Gewehre, die im Vietnamkrieg verwendet wurden, testen konnte. 600.000 VND (etwa 27 Euro) kostete ein Magazin und die Schlange war erschreckend lang.
Ich habe weder geschossen, noch konnte ich näher rangehen, um ein Foto zu machen. Aber ich finde, es gibt Dinge, die muss man auch nicht fotografieren. Wir warteten also bei ständigen und etwas nervenden Schüssen darauf, dass wir endlich weitergingen.
Als nächstes kam das Highlight: Wir durften in einen der Tunnel. Damals war er noch enger, aber er wurde erweitert, damit heute auch Touristen durchpassen. Die Menschen im Krieg haben sich auf dem Bauch robbend durch die Tunnel bewegt. Aber ich muss sagen, es war auch so schon beklemmend genug. Man konnte etwa alle 20 Meter aussteigen, was einige der anderen Gruppenmitglieder auch dankend annahmen, aber ich bin die ganzen 100 Meter durchgegangen. Sofern man das tatsächlich gehen nennen kann.
Ich leide wirklich nicht unter Klaustrophobie, aber der Gedanke, in diesem Tunnelsystem gefangen zu sein, war wirklich beängstigend. Ich war mehr als froh, nach einer gefühlten Ewigkeit die stickige, heiße Enge hinter mir zu lassen. Selten habe ich so geschwitzt und ich bin sicher, dass es nicht an der Hitze lag.
Danach gab es einen kleinen „Snack“. Natürlich nicht irgendwas, sondern Tapioca-Wurzeln. Davon ernährten sich die Menschen aus Cu Chi tagelang, um nicht zu verhungern. Die Wurzeln und der Tee wurde für uns sogar in einer unterirdischen Küche zubereitet, wo dies auch die Guerrilla-Kämpfer taten.
Zum Abschluss wurde uns ein Film gezeigt, der nochmal die Hintergründe beleuchtete.
Danach endete der Halbtagstour und wir kehrten nach Saigon zurück. Wir kamen gegen 19 Uhr zurück und wurden vor der Benh Thanh Food Street abgesetzt.
Cu Chi Tunnel – Mein Fazit
Es ist ein unangenehmes Thema. Ich persönlich setze mich nicht gerne mit Kriegen aus einander – das gebe ich zu. Aber es ist ein wichtiger Teil der Geschichte und Kultur Vietnams und ich finde es wichtig sich dem gegenüber nicht zu verschließen. Und wenn es nur aus Respekt den Vietnamesen gegenüber geschicht. Daher bin ich froh, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin und mir diesen Ort mit eigenen Augen angesehen habe.