Rothenburg ob der Tauber
Rothenburg ob der Tauber liegt in Mittelfranken und gehört zur Metropolregion Nürnberg. Von der Burg Rothenburg, die König Konrad III. 1142 errichten ließ, ist heute nichts mehr zu sehen. Doch die Stadt, die daneben entstand und aufgrund der Lage oberhalb des Flusses Tauber „ob der Tauber“ als Namenszusatz erhielt, ist heute weltbekannt.
Die Stadt erhielt einen Befestigungsring, der jedoch bald zu klein wurde, um den vielen Bürgern Platz zu gewähren, die lieber in der Stadt als auf dem Land leben wollten. Denn so konnten sie die Vorzüge der Des Stadtlebens genießen: Sicherheit durch Festungsanlage, ein Marktplatz und die Kirche. So wurde die Stadt in den kommenden Jahrhunderten gleich zweimal erweitert, was beim Blick auf das Stadtbild noch heute deutlich erkennbar ist.
Modell von Rothenburg ob der Tauber
Aber auch wenn du durch die Straßen wanderst, verstehst du aufgrund der Türme, wo die alten Stadtgrenzen verlaufen sind. So kannst du zum Beispiel vom Marktplatz zum Markusturm laufen – wenn du zur richten Zeit dort bist, kannst du die Störche in ihrem Nest auf dem Markusturm bestaunen (auf meinem Foto siehst du sie!) – und durch das ehemalige Stadttor hindurchgehen, ohne die Stadt zu verlassen. Dahinter läufst du noch weiter bis zum Röderturm, der dann die Stadtgrenze darstellt und einer von 42 Türmen in der Stadtmauer.
Am Markusturm und Röderbogen
Rothenburg war bis ins 19. Jahrhundert eine evanglische Reichsstadt. Eigentlich wollte man mit großen, mächtigen Städten wie Regensburg mithalten. Auch wenn das nicht ganz geklappt hat, war Rothenburg dennoch eine recht reiche Stadt.
Das endete mit dem Dreißigjährigen Krieg. Man war dem katholischen Kaiser zur Treue verpflichtet, sympathisierte jedoch mit protestantischen Schweden. So geriet die Stadt zwischen die Fronten.
Zuerst schien es, als würden die Schweden auf Rothenburgs Seite kämpfen, doch nach nur einem Tag der Belagerung durch die kaiserlichen Truppen, zogen die Schweden ab. Rothenburg wurde zur Plünderung freigegeben und nur mit Ach und Krach wurde die Stadt am Ende verschont.
Dennoch waren die Verluste für Stadt schwer, der Reichtum war dahin und jegliche Bedeutung, die Rothenburg hatte, ebenso. So kam es, dass die Stadt nach dem Ende des Krieges in eine Art Dornröschenschlaf fiel, wie es gerne genannt wird. Modernisierungen und und Ansätze der Industrialisierung kamen nur schleppend. Ein Anschluss an die Eisenbahn wurde erst 1881 gebaut. Allem Anschein nach verdanken wir diesem Umstand den sehr guten Erhaltungsstand der Altstadt.
Die Hauptstraße von Rothenburg
Rothenburg ob der Tauber Sehenswürdigkeiten
Aufgrund der Geschichte ist es nicht verwunderlich, dass Rothenburg eine Vielzahl an mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten und Museen zu bieten hat.
Das Plönlein
Das sogenannte Plönlein ist das Wahrzeichen der Stadt und eines der wohl international bekanntesten Fotomotive Deutschlands. Aber was genau ist das Plönlein? Übersetzt bedeutet das Wort „kleiner Platz an einem Brunnen“, womit das gesamte Ensamble rund um den Brunnen gemeint ist. Also der Brunnen selbst, das schräge, gelbe und die beiden Stadttore, von dem das eine ins Spitalviertel führt und das andere ins Taubertal.
Das Plönlein
Das Plönlein von weiter weg
Der Marktplatz & das Rathaus
Der Marktplatz mit dem Rathaus ist quasi das Zentrum von Rothenburg. Mit dem großen, offenen Platz und dem imposanten Renaissance-Bau wollten die Rothenburger im Mittelalter ihren ganzen Stolz ausdrücken. Leider war das Rathaus selbst in ein Baugerüst gehüllt, als ich da war und das wird auch noch ein paar Jahr bleiben. Einen Eindruck vom Markt vermittelt das folgende Bild dennoch.
Der Marktplatz in Rothenburg
Auch aus der Vogelperspektive ist der Platz beeindruckend. Wenn du die 220 Stufen zum Rathausturm erklimmen magst, hast du einen herrlichen Rundumblick über die gesamte Fachwerkstadt.
Blick vom Rathausturm auf den Marktplatz
Die Stadtmauer & die 42 Türme
Wenn du schon einmal in Jerusalem warst, erinnerst du dich bestimmt an die grandiose Stadtmauer mit den Türmen. Da kann Rothenburg durchaus mithalten, sodass es bereits im 16. Jahrhundert den Beinamen Fränkisches Jerusalem bekommen hat.
Die Altstadt von Rothenburg ist nahezu vollständig von einer massiven Stadtmauer umgeben, die du auf dem Turmweg begehen kannst. Der Weg ist etwa 4 Kilometer lang und so kannst du in etwa 2 Stunden einmal die Stadt umrunden. Infotafeln und Broschüren bringen die die Geschichte der Stadt näher
Auf der Stadtmauer
Bei Sonnenaufgang auf der Stadtmauer
Blick über die Dächer von Rothenburg
An der Wolfgangskirche wurde die Stadtmauer in die Kirche integriert. Von außen sieht man gar nicht, dass es sich um ein Gotteshaus handelt. Hier kannst du die Rothenburger Kasematten erleben und im oberen Teil die Schießscharten anschauen.
Die Wolfgangskirche von außen
Der Burggarten
Der Burggarten ist die grüne Oase der Rothenburger Altstadt. Hier stand einst die prächtige Rothenburg, von der heute nichts mehr übrig ist. Der Burggarten ist jedoch ein herrlicher Rückzugsort, der zudem einen fantastischen Blick über die Stadt erlaubt – den vielleicht besten abgesehen vom Ausblick auf dem Rathausturm.
Blick über Rothenburg ob der Tauber
Du betrittst und verlässt den Garten durch das Burgtor, das früher eines der Stadttore nach außen gewesen ist.
Am Eingang zum Burggarten
Eingang im Burggarten Rothenburg ob der Tauber
Im Durchgang des Burgturms ist ein massives Holztor zu sehen, das einen kleinen verschließbaren Durchlass besitzt. Das ist das sogenannte Mannloch. Es wurde in die Stadttore eingebaut, damit nicht das gesamte Tor geöffnet werden musste, wenn ein Mann nach der abendlichen Schließung der Tore noch in die Stadt wollte. Es kostete jedoch Geld, wenn man vom Nachtwächter zu später Stunde durch das Mannloch gelassen werden wollte und so bekamen die Menschen Torschlusspanik, wenn sie merkten, dass sie es nicht mehr rechtzeitig in die Stadt schafften. Mit Hochzeit und Heirat hat dieses Sprichwort also eigentlich nichts zu tun.
Das Mannloch
Ansonsten bietet der Burggarten einen wundervollen Blick ins Taubertal. Die Tauber ist übrigens maximal Knietief und eignet sich daher leider nicht für Sportarten wie SUP oder Kajakfahren.
Außerdem ist das Figurenbeet mit den duftenden Blumen ein bekanntes Fotomotiv. Die Deutsche Post fand den Ausblick so gut, dass sie ihm 2019 eine eigene Briefmarke widmete.
Lavendel im Burggarten in Rothenburg
Das Mittelalterliche Kriminalmuseum
Im einstigen Johanniterkloster der Stadt ist heute ein Museum der besonderen Art untergebracht: Das Mittelalterliche Kriminalmuseum.
Schon vor der Tür ist weithin ein Folterinstrument sichtbar. Der sogenannte Käfig der Backertaufe war Bäckern vorbehalten, die ihre Brote „panschten“. Wer erwischt wurde, das Mehl mit beispielsweise Sägespäne zu strecken, kam zur Strafe in den Käfig und wurde in einem Brunnen unter Wasser getaucht. Je mehr gestreckt wurde, desto häufiger wurde der Bäcker untergetaucht. Manche Bäcker überlebten, andere ertranken bei ihrer Taufe.
Eingang des Mittelalterlichen Kriminalmuseums
Es ist schon ein bisschen angsteinflößend, die Folterwerkzeuge und -geräte aus dem Mittelalter im Gewölbekeller des Gebäudes zu betrachten. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie viele Daumen mit den Schrauben zerquetscht, Gelenke auf der Streckbank ausgerenkt und Menschen allgemein barbarisch gequält wurden, um ihnen ein Geständnis der ihnen vorgeworfenen Missetäter zu entlocken.
Das Museum möchte eigentlich nicht erschrecken, sondern aufklären. Diesen Anspruch spürt man. Nicht zuletzt auch durch die Präsentationen von alten Büchern zum Beispiel mit Befragungsprotokellen. Ich kam dennoch nicht umhin, dass mir wiederholt ein Schauer über den Rücken lief.
Kodex im Mittelalterlichen Kriminalmuseum
Weniger brutal empfinde ich den zweiten Stock mit der Eisernen Jungfrau, dem Pranger und den Schandmasken. Ich persönlich hatte von Schandmasken noch nie gehört. Sie wurde den Menschen aufgesetzt, die wegen Verfehlungen am Pranger standen. Durch die Masken wurde klar, was sich die Personen haben zu Schulden kommen lassen. Eine Schweinemaske für Menschen, die sich „schweinisch“ verhalten haben. Eine Hahnenmaske für Menschen, die sich wie stolze Gockel aufgeführt haben. Zudem sollten die Masken dafür sorgen, dass die Menschen, die sie trugen, von der Bevölkerung verspottet wurden.
Pranger im Mittelalterlichen Kriminalmuseum
Für mich war das Mittelalterliche Kriminalmuseum das interessanteste Museum, in dem ich seit langem war. Es ist meiner Meinung nach auf jeden Fall einen Besuch wert.
Das Rothenburg Museum
Auch das Rothenburg Musem ist in einem alten Kloster untergebracht. Hier kannst du durch die Geschichte der Stadt spazieren, die Klosterküche bestaunen, die historische Waffensammlung bewundern und Gemälde aus der Romantik anschauen.
Im Rothenburg Museum
Das Deutsche Weihnachtsmuseum
Wenn du schon immer mal wissen wolltest, wie sich die Weihnachtsbräuche entwickelt haben, dann solltest du das Deutsche Weihnachtsmuseum und den Weihnachtsladen von Käthe Wohlfahrt nicht verpassen. Es liegt in der Herrngasse nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt.
Gang im Deutschen Weihnachtsmuseum
Der Laden ist frei zugänglich, sodass du in aller Ruhe einkaufen kannst. Ob Dekorationen, Weihnachtsbaumschmuck oder Plüschtiere… Bei Käthe Wohlfahrt ist das ganze Jahr über Weihnachten. Daher hat Rothenburg ob der Tauber den Beinamen Weihnachtshauptstadt Deutschlands auch redlich verdient!
Im Laden bei Käthe Wohlfahrt
Verkaufsraum im Deutschen Weihnachtsmuseum
Die Jakobskirche
Die Jakobskirche wurde von 1311 bis 1484 gebaut und hat ihren Namen nicht grundlos erhalten. Denn sie ist tatsächlich eine wichtige Stationen auf den Jakobswegen, die eifrige Pilger am Ende nach Santiago de Compostela führen sollen. Über 1000 Pilger finden jährlich hierher.
Die Jakobskirche in Rothenburg
Blick auf die Jakobskirche vom Rathausturm
Die Jakobskirche von außen
Die Kirche hat zwei Altäre: der eine ist von Tillman Riemenschneider und der andere, der Hauptaltar, ist von Friedrich Herlin.
In der Jakobskirche
Die Wolfgangskirche
Die Wolfgangskirche ist in mehrerlei Hinsicht eine besondere Sehenswürdigkeit. Zum einen ist sie die Schäferkirche. Schäfer waren im Mittelalter nicht gerade angesehen, obwohl die Schafswolle eine der Grundlagen für den Reichtum der Stadt war. Aber sie lebten außerhalb der Stadt und konnten im Normalfall nicht an der sonntäglichen Messe teilnehmen. Das war den gläubigen und abergläubischen Menschen des Mittelalters suspekt.
So war es allen sehr recht, als die Schäfer im 15. Jahrhundert eine eigene Kirche wollten. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Stadtmauer sowieso in diesem Teil erweitert werden. So kam es, dass die Wolfgangskirche in die Stadtmauer integriert wurde. Von außen sieht man nicht einmal, dass es sich dabei um eine Kirche handelt.
Die Wolfgangskirche
Im Gewölbe der Kirche befinden sich die Kasematten, die bei Beschuss Schutz bieten sollten. Im oberen Teil kannst du durch die Schießscharten nach außen blicken.
Blick auf eines der Stadttore aus der Wolfgangskirche